BERICHT: Freeride-Safari in Flims

Die Region Flims in Graubünden hat so einiges zu bieten. Nicht nur der Rhein entspringt hier aus einem tiefen Stein - auch wir sind hier ziemlich hoch gesprungen und zwar vor Freude über diese geniale Bikeregion... (Fotos: Thomas, Jens, Eric)


in der man sich fast fühlt wie in den kanadischen Wäldern, was der Verfasser durchaus beurteilen kann ;-)
Das Flimsertal in der Schweiz ist eines der wenigen Alpentäler die ich bisher noch nicht erkundet habe. Von daher fiel es nicht besonders schwer die einladung des dortigen Tourismusverbandes zu einem 3-tägigen Freeride-Safari anzunehmen.
 
Organisiert wurde das ganze in gewohnt perfekter Weise von Andrea Hahn und Patricia Roth, von der Bike-Agentur. Dieses Unternehmen entwickelt den Biketourismus, im Auftrag der zuständigen Tourismusbüros. Dazu werden Medienvertreter und "Multiplikatoren" in die Region eingeladen.
Um es vorweg zu nehmen. Ebenso wie bei unseren früheren Unternehemungen mit Andrea und Patrica (s. berichte zu Alta Rezia, Bormio, Pontresina und Livigno), können wir wirklich nur Gutes berichten.
 
Das Ganze fand statt in Form einer 3-tägigen Bike-Safari und weil es gerade wetter- und terminlich passend war, sind wir einen Tag früher angereist um in der Gegend von Andermatt noch eine Tour zu drehen.
 
Wohl zum letzten Mal "geniessen" wir bei unserer Anreise die Durchfahrung von Zürich, die immer mindestens 20-30 Minuten kostet. Seit kurzem ist die komfortable West-Umfahrung fertiggestellt. Ich kenne viele, die darauf seit Jahrzehnten warten. Der Verfasser gehört dazu. Jetzt ist man also noch schneller bei den Bündner Steinböcken.
 
1. Tag - Maighelshütte
Angekommen in Andermatt hat Bernd bereits ein klares Ziel vor Augen. Die Maighels-Hütte auf 2.310 Meter hoch gelegen.
Wir starten mit den Bikes in Andermatt und rollen gemütlich den Oberalppass bis zur Paßhöhe hinauf. Die Paßhöhe des Oberalppasses ist ein bedeutsamer Ort. Der Operalppaß verbindet die Ortschaften Sedrun, Kanton Graubünden, mit Andermatt, Kanton Uri - und auf der Passhöhe liegt der Oberalpsee, welcher als Rheinquelle angesehen wird.
Selten rollt man so angenehm auf Asphalt, aber wir freuen uns trotzdem, als der Schotter endlich wieder unter den Stollen knirscht. Leider mischt sich bei mir kurz vor Erreichen der Hütte auch ein Zischen in die Geräuschkulisse. Platt trotz schlauchlos. Ich hab doch
tatsächlich vergessen die Pannenflüssigkeit zu kontrollieren  - und diesen Reifen habe ich schon mehr als 1 Jahr auf dem Hinterrad. Nun sind Saarländer immer "einfallsreiche Knoddler" und wir finden tasächlich auf dem Weg ein passendes Stück Kabelbinder mit dem wir von aussen! wieder dichten können. Bernd bevorzugt normalerweise für diese Art der Reparatur Holzschrauben die er von aussen kurzerhand in das Loch schraubt. Logisch, als Schreinermeister.
 
Es ist Anfang Juli und in der Nähe der Hütte liegt noch jede Menge Schnee. Schön anzusehen, aber ganz schlecht zum Biken. Wir hatten eine Rundtour geplant. Die Pläne müssen wir ändern. Stattdessen dehnen wir die Pause bei einigen Köstlichkeiten auf der Hütte etwas aus und nehmen zunächst den gleichen Weg zur Paßhöhe zurück. Kurz hinter der Paßhöhe finden wir dann doch noch die ersehnten Pfade die uns vor der anderen Talseite zurück nach Andermatt führen. Bernd schafft gleich auf den ersten Metern die, mittlerweile berühmte, Berndrolle. Glücklicherweise ein Sturz ohne Folgen.
 
Was wäre ein cooler Bike-Tag in den Schweizer Alpen ohne kulinarischen Abschluß. Gegen 22.00 werden wir in Flims erwartet. Genug Zeit für ein Abendessen und auch hier verlassen wir uns auf Bernds Erinnerungen. Schwieriger Ortsname, schwieriger Name des Restaurants: Hotel Ucliva in Waltensburg, bei Vuorz ;-) Küche und Haus wurden mehrfach ausgezeichnet für regionale, nachhaltige Küche - und auch als Vegetarier kommt man hier auch richtig auf seine Kosten. Wir ziehen uns als Vorspeise einen Knoblauchbrot-Riesenteller rein. Damit kommen auch die anderen Teilnehmer die wir wenig später in Flims treffen sollten, so richtig auf ihre Kosten ;-)
 
Nach Begrüssung durch den sympathischen Tourismusdirektor, Andrea und Patricia landen wir schnell auf unseren Zimmern, wo noch noch schnell ein neuer Hinterreifen aufgezogen wird.
 
2. Tag - Flimser Berge 
Ein Bus-shuttle bringt uns frühmorgens auf 2.170m. Unter kundiger Führung unseres lokalen Bike-Experten und Tourismusdirektors, Marc Woodtli geht es direkt auf die Trails. Phantastische Ausblicke, schwierige verblockte Passagen. Das erste Stück unseres Trails ist höchst anspruchsvoll. Protektoren und Freeride-Ausrüstung sind hier eine wirklich gute Idee. Etas tiefer, in den wäldern macht sich echtes Canada-Feeling breit. Überall finden sich North-Shore Trails vom Feinsten. Trail-Works wurde von der loalen Tourismusbehörde mit dem Bau der Strecken beauftragt. Dergleichen habe ich noch nie gesehen - geschweige denn erfahren. Es geht über Bäche, Schluchten, Felsen, herum um Bäume und über steile Absätze. Die spektakulären Sprünge und Passagen lassen sich immer auf entschärften Varianten umfahren. So kommt jeder auf seinen Genuß.
 
Vor dem Mittagessen am idyllischen Cresta-See bleibt noch Zeit für einen spektakulären Kulturstopp. Von einer Aussichtsplattform bewundern wir die Rheinschlucht fast 1000 m unter uns. Nachmittags rollen wir gemütlich nach Chur - shutteln mittels Seilbahn auf den Hausberg von Chur welcher in diesem Jahr Austragungsort des MTB-Downhill Weltcup war.
 
Selbst aus der Vogelpersektive sieht die Strecke noch sehr spektakulär aus. Wenn man dort die Bremse löst, dann geht es mit der Beschleunigung eines Düsenjets abwärts. Wir bevorzugen die entschärfte Variante mit flowigen Trails die uns zu unserem nächsten Bikehotel nach Parpan bringt. Wie sollte es anders sein: auch hier ist man bestens auf Biker gerüstet. Wäscheservice, Bikegarage und Werkstatt - das gehört hier alles zum guten Ton gegenüber Bikern.
Vor dem Abendessen stellt sich Gieri Spescha, der Tourismusdirektor von Graubünden Ferien vor und prüft unser Wissen über Graubünden mit einem kleinen Gewinnspiel. Hier gibt es nur Gewinner - und für alle gibt es Conradin, den legendären Steinbock aus dem Graubünden-Bike-Video "Karbon statt Kondition"
 
Wie ihr auf den Bildern unschwer erkennen könnt hat Conradin mich im Rucksack für den Rest der Tour begleitet. Der kleine Kerl war dabei voll in seinem Element. Es ging auf die höchsten Berge und durch unwegsames Gelände. Ganz so wie es ein Bündner Steinbock eben mag.
 
3. Tag - Arosa
Der letzte Tag unserer Freeride Safari führt uns nach Innerarosa und Arosa. Das Trailvergnügen geht weiter und es geht wie geplant deutlich mehr bergab als bergauf. So will man es bei einer Freeride-Tour.
Gegen mittag erreichen wir es die malerische Ochsenalp wo wir es uns noch einmal richtig gut gehen lassen, bevor wir den endlosen Downhill, hinunter nach Chur antreten.
 
In Chur gibt es einen schier gigantischen, futuristischen Busbahnhof von dem aus jede Destination in Graubünden per Postbus erreichbar ist. Siehe da: jeder Postbus kann mindestens 5 Bikes mitnehmen - überall sind entsprechende Träger montiert. Wir sind alleridngs 20 Bikder samt Bikes. Auch kein Problem. Es gibt spezielle Hänger für diese Anzahl von Bikes, die sich unkompliziert vorbestellen lassen.
 
Ein solches Gespann bringt uns zurück nach Flims, wo wir ein fantastisches Bike-Weekend mit einem Capuccino und einer Bündner Nußtorte beschließen.
 
Herzlichen Dank an Andrea und Patricia von der Bike-Agentur und alle Offiziellen und Gastgeber von Graubünden-Tourismus. Wir kommen gerne wieder - so bald wie möglich.
 
Allegra,
 
 
Eric