Episode IX - Tommy, ein Märchenonkel und das wunderbare Kreuz

Der Abend des 21. September, wie gemacht für einen Nightride. Die einbrechende Dämmerung über dem Gau sieht aus wie ein kitschiges Gemälde.

Rüdiger, Tommy, Pille, Alex und meine Durchleucht treten an, um den Oberlimberg ein wenig zu erhellen.

Es fährt sich wunderbar. Alles trocken und warm und sobald man den Wald verläßt sieht man noch etwas blau-rotes Restlicht am Horizont. Pilze sollte man tatsächlich nachts sammeln: Im weißen Licht unserer Lampen erkennt man die kleinen Kerlchen wunderbar auf dem dunklen Waldboden.
Tommy will uns heute noch etwas zeigen und lädt zu einem Umweg ein. Ein "wunderbares Kreuz" soll sich angeblich ganz in der Nähe befinden. Der Weg dahin - ein ebenso wunderbarer Trail.
Das Kreuz hingegen, entpuppt sich als ein ziemlich mickriges Gebilde aus zwei verrosteten, ehemals weißen Stahlprofilen, einsam und von niemandem beachtet auf einen Felsen gedübelt.
 
Warum bloß, steht hier, mitten im Itzbacher Dschungel ein Kreuz? Es erinnert laut Märchenonkel Pille an einen liebeskranken (liebestollen?) Pfarrer, welcher hier mit einem Sprung in die Tiefe seinem Kummer ein Ende gesetzt haben soll - vor mehr als 100 Jahren?
Wenn ich mir den Felsen und die Sturzhöhe auf den weichen Waldboden so betrachte, dann bezweifele ich, daß der Diener Gottes sich mehr als einen Knöchel gebrochen hat. Vermutlich werden wir es nie erfahren. *
 
Aber vielleicht steht es ja gerade deswegen hier ...

"Das Wunderbare Kreuz".

Der Weg dorthin hat sich jedenfalls gelohnt und wird in unsere Oberlimbo-Runde integriert. Das bringt nochmal 80 Höhenmeter und eine trailige Abfahrt - vorbei am "Wunderbaren Kreuz". Unsere Tour endet nach 2,5 Stunden jedenfalls bei einem "wunderbaren Weizen"


Gruß, Scotty

*Nachtrag:
Jetzt haben wir, dank Julian Magin, doch erfahren was sich offiziell zugetragen hat. Und, wir waren doch tatsächlich genau am Todestag des Pfarrers an dem Ort der ihm zum Verhängnis wurde:
Hallo Eric,

Wo habt Ihr denn die Geschichte mit dem liebeskranken/tollen Pfarrer
her? Wart ihr nach der Tour diesmal dem alkoholfreien Weizen untreu ;-)

Ich erlaube mir mal aus dem Buch "Kirche und Pfarrei St. Martin
Siersburg" (1987) zu zietieren: S. 103
"Pfarrer Hoffmann .... Er starb am 21. September 1857 im Alter von 59
Jahren an den Folgen eines Unfalls. Auf Gisinger Gemarkung war er vom
Weg abgekommen und von einem ca. 30 Fuß (=9,42 m) hohen Fels abgestürzt,
wobei er sich tödliche Verletzungen zugezogen hatte. Die Beisetzung fand
in seinem Heimatort Silwingen statt. "

Wenn ich die Gisinger Gegend richtig überblicke, kann es nur dort
irgendwo in der Itzbachschlucht gewesen sein. Aber in jedem Fall
interessant, was man so alles in den heimischen Wäldern findet.

Gruß

Julian


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