BERICHT: Alta Rezia - ein Herbstmärchen

Wieder einmal waren wir (Ingo, Patric, Marc, Bernd, Eric) unterwegs im Engadin in der Bikeregion Alta-Rezia. Drei sonnige Tage vor pulverschneebedeckten Big-Mountains und Trails, die wirklich rocken!
Unsere Gastgeberin Andrea Hahn vom Tourismusverband Alta Rezia hat es wieder bestens angerichtet für dieses Wochenende: Niederschlagswahrscheinlichkeit 0%, die Viertausender rundherum von weißen Pulverschnee-Hauben überzogen, stahlblauer Himmel - eine grandiose Hochgebrigskulisse.

Tag 1: Klettern. Piz Trovat

Ich bin bereits einen Tag früher angereist um den neuen Klettersteig am Piz Trovat zu begehen. Diesen erreicht man von der Bergstation der Diavolezza-Bahn in Pontresina durch einen 30-minütigen Fußmarsch.

Alles bestens beschildert und mit guten Hinweisen versehen. wer möchte, kann sich das - unbedingt benötigte - Klettersteig-Set direkt an der Talstation ausleihen. Die Eidgenossen sind gründlich.

Der Piz-Trovat-Steig ist südwestlich ausgesetzt und daher ist auf dem Steig selbst nicht mit Schnee oder Eis zu rechnen. Womit wir aber zu Recht rechnen dürfen ist ein unglaubliches Panorama auf die Berge der Bernina-Gruppe. Alleine der Anblick des eleganten Bianco-Grates der zum Gipfel des 4049m hohen Piz Bernina führt, hätte die Reise gelohnt.

Der Klettersteig selbst ist als "mäßig-schwierig" eingestuft und kann durchaus von schwindelfreien, trittsicheren Anfänger-Alpinisten begangen werden. Ausreichend Kondition für 2,5 Stunden Kletterei sollte allerdings vorhanden sein. Für Biker normalerweise kein Problem.

Der Steig ist, mehr als ausreichend, mit Stahlseilen und Stahlbügeln abgesichert. Man kommt mit dem Fels fast nie in Berührung - eigentlich etwas schade!
Ein echtes Highlight ist die 30m lange Drahsteilbrücke die man auf dem Weg zum Gipfel überwinden muß.

Irgendwann endet die Kletterei und wir stehen zu dritt auf dem Gipfel  - mitten im Bergpanorama der Bernina.

Wirklich empfehlenswert, dieser Klettersteig an einem solchen Tag. Außerdem sollten Biker ab und an auch einmal etwas für ihre Arme tun...

Tag 2: Bike. Bernina-Alp Grüm-Val Poschiavo

Das unvermeidliche Programm für die Beine startet am nächsten Tag in Form einer Biketour zum Bernina-Pass. Nicht sehr steil - aber immer den Roseg und Morteratsch-Gletscher vor Augen. Nach zwei Stunden überqueren wir die Bernina-Paßhöhe und rollen vorbei am "schwarzen See" und am "weißen See". Der eine entläßt sein Wasser Richtung Mittelmeer, der andere in Richtung schwarzes Meer. Die kundigen Bike-Guides der Bernina- und Frischi-Bike-School erklären uns, daß wir soeben die kontinentale Wasserscheide überquert haben.

Mehr noch als die Geschichten um das Wasser sind wir an anderen Flüssigkeiten interessiert. Wenig unterhalb der Bernina erreichen wir die Alp Grüm, wo wir bereits uns "einfach gute Pasta" und Getränke erwarten. Diese Alp zieht viele Touristen an, weil sie zum einen sehr einfach von der wenig unterhalb gelegenen Bahnstation erreicht werden kann und zum anderen durch ihre weithin sichtbare, spektakuläre Hanglage zum Verweilen einlädt.

Tief unten im Tal sehen wir Poschiavo, unser nächstes Ziel. Der Trail verläuft immer in der Nähe der Geleise der berühmten Bernina-Bahnlinie der rhätischen Bahn.
Diese Bahnlinie gehört seit diesem Jahr zum UNESCO-Weltkulturerbe. Für uns ist sie vor allem ein Shuttle um uns, nach Rübli-Torte und Cappuccino auf dem Dorfplatz von Poschiavo, wieder auf die Bernina-Paßhöhe zu bringen.
Die Bahnfahrt kommt gerade richtig nach der Pause: wir können Magen, Seele und Augenlider etwas baumeln lassen und die idyllische Aussicht in vollen Zügen genießen.

Flowige Trails und Saumpfade bringen uns wieder zurück nach Pontresina. Ein Abendessen mit Bündner-Spezialitäten im urigen "Pitschna Scena" des mondänen Hotel Saratz (www.saratz.ch) rundet diesen perfekten Tag ab. Die Vorfreude auf den nächsten Bike-Tag ist dementsprechend groß.

Tag 3: Biken. Corviglia-Suvrettapaß-Val Bever

Heute möchten wir den Piz Nair umrunden. Die Frischi Bike-School hat uns mit Simona eine technisch versierte, besonnene und ebenso attraktive Bike-Guide zur Verfügung gestellt. Sie kennt hier jeden Stein - Im Winter ist sie Bergführerin und Skilehrerin - im Sommer das gleiche mit dem Bike. Sie erklärt uns, daß die  nun folgende Tour, völlig unverständlicherweise, in jedem Führer in anderer Richtung empfohlen wird. Wir machen es also gleich richtig und lassen uns überraschen.

Auch dieser Tag beginnt mit einem Shuttle. Wir nehmen ab St. Moritz die kultige Standseilbahn zur Corviglia hinauf. Von der Bergstation geht es zunächst noch knackige 300 Höhenmeter aufwärts. Kein Kinderspiel auf fast 3.000 Meter Höhe. Was dann folgt, entschädigt für alles. Wir folgen einem teilweise ausgesetzen und leicht angefrorenen Panorama-Trail bis wird den Suvrettapaß erreichen. Kleiderwechsel, Riegel reinschieben, Federweg auf maximal, Sattel runter - ab jetzt geht es nur noch abwärts.

Ein schier endloses Trail führt uns fast 15 km ins Val Bever hinab. Selbst die versierten Enduro-Pilotinnen und Piloten haben Mühe alle Stufen und Schwierigkeiten fahrend zu überwinden. Hier ist wirklich für jeden etwas dabei. Knifflige Wasserdurchfahrten wehseln mit groben Schotterpassagen, stufigen Steilstücken und sanftem Wiesengelände. Die Bilder erzählen euch mehr....

In der Talsohle des Val Bever erwartet uns ein bestens organisiertes Pasta-Essen. Jetzt geht es nur noch am Talgrund zurück bis St.Moritz - also dehnen wir die Pause etwas länger als gewöhnlich aus.

Auch unser vierter Aufenthalt in der Bike-Region hat uns wieder neue Trails und Eindrücke gebracht. Die Vielfalt der Trails, Shuttles und Unterkünfte vor dieser Hochgebirgskulisse sucht ihresgleichen. Das nächste was wir dort in Angriff nehmen werden, ist eine mehrtägige-Runde auf den Spuren der von Hans Rey und Frischi erstbefahrenen Alta-Rezia-Freeride Tour.

Wir haben aber wieder einmal gemerkt, daß die Runden an Oberlimberg, Litermont und Donon konditionell und technisch alles vermitteln was man auf hochalpinen Trails braucht. Also Jungs und Mädels - keine Angst vor den Big Mountains!

Über unserer letztjährigen Aufenthalt im Bernina-Gebiet hat Trailhunter-Films einen netten Film gedreht, der es bis auf die offizielle Seite von Graubünden-Tourismus geschaft hat.


Sportliche Grüße,


Eric


PS:
.... und wer läuft uns in Pontresina über den Weg?
Ganz genau: Hans-No-Way-Rey, eines unserer prominenten Mitglieder. Extra angereist um mit Frischi dessen Abschied aus dem aktiven rennsport zu feiern und an der Frischi-Bike-Challenge teilzunehmen.
Nach seinem schweren Bike-Unfall mit einem zertrümmerten Unterschenkel sitzt der schon wieder auf dem Bike und trailt (fast) wie eh und je. Obwohl sein Unterschenkel jetzt mehr wiegt als ein ganzes Bike - so viel Metall ist darin verbaut.

Von Hans soll ich alle BIKE-AID-Mitglieder schön grüßen! Hiermit erledigt - und wir wünschen Hans weiter gute Besserung!


euer Scotty


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