HIMALAYA: Zwei Biker auf dem Dach der Welt

Einmal rund um den Annapurna und dabei mit dem Bike in Höhen über 5.400m vorstoßen? Hier, der exklusive Reisebericht von Udo und Hans-Jürgen und neue, atemberaubende Fotos!

1. Tag :
23.10.2007 Abflug Frankfurt am Main, Zwischenlandung in BAHRAIN (Pers. Golf).

2. Tag:

Weiterflug BAHRAIN- KATHMANU, Ankunft 17.45 Ortszeit (-3,45 Std. Zeitverschiebung).
Am Flughafen in KATHMANDU werden wir nach Erteilung des Einreisevisums von Jimmi und seinem Fahrer willkommengeheißen und mit einem Gastgeschenk dort freundlich begrüßt.

Jimmi ist der nepalesische Organisator der Tour. Er betreibt in THAMEL (Altstadt von KATHMANDU) ein kleines Mountainbikegeschäft mit Verleih und organisiert Mountainbiketouren. Später erfahren wir, dass dieser kleine Laden die erste Adresse in KATHMANDU ist für alles was Mountainbiking anbetrifft. Jimmi ist ein glänzender Mountainbike, der sich in jedem Winkel des Landes auskennt. Sein Bruder ist mit 52 Jahren die nepalische Mountainbikelegende schlechthin. Er hat das Mountainbike in Nepal populär gemacht und seinen kleinen Bruder Jimmi mit dem Bike-Virus infiziert.

Wir übernachten im KATHMANDU GUEST HOUSE in der Altstadt THAMEL, einem legendären Treffpunkt für Himalaya-Reisende. Es ist ein wunderschönes altes Hotel. Mit einer sehr schönen Grünanlage liegt es ruhig hinter der Häuserfront der Altstadt, eine Oase der Entspannung. Hier werden Reise Erfahrungen ausgetauscht und man trifft Leute aus aller Herrenländer, hauptsächlich jedoch Engländer, Franzosen Japaner und wenige Deutsche.

3.Tag:
Am Morgen machen wir die nagelneuen Felt-Leihbikes klar und begrüßen unsere Reisebegleiter. Unser Erstaunen ist groß als Jimmi uns 2 Träger, einen nepalesischen Bike- Guide und einen Sightseening-Guide für unsere Tour vorstellt. Vollkommen verblüfft sind wir, als uns anschließend ein fließend deutsch sprechender Reiseführer begrüßt, der uns die Sehenswürdigkeiten der Millionenstadt KATHMANDU, welche im Süden mit der Stadt Patan zusammengewachsen ist, zeigt. Wir werden mit einem für uns angemieteten Taxi, das uns den ganzen Tag begleitet, chauffiert.
Heut erleben wir beiden Mitteleuropäer einen wirklichen Kulturschock.
Außer unzähligen Tempeln (Stupa), die es an jeder Ecke zu bewundern gibt, zeigt uns unser freundlicher Reiseführer auch den Ort, wo die überwiegend hinduistisch u. buddhistische Bevölkerung öffentlich ihre Toten am Fluss verbrennen. Am Straßenrand hocken verkrüppelte Bettler. Zum erstem mal in meinem Leben sehe ich verstümmelte leprakranke Menschen. Obwohl ich in meinem Beruf als Mediziner schon sehr viel Leid gesehen habe, geht das Tief unter die Haut.
Das Spucken in alle Himmelsrichtungen ist hierzulande der Volkssport Nummer eins .
Unter Hygiene verseht man, dass man sich mit der linken Hand mit Wasser das Hinterteil säubert. Mit der rechten Hand (der sauberen Hand) wird mit den Fingern gespeist. Udo meint: „das sieht ganz schön animalisch aus“. Wir kommen überein, dass wir wohl auch auf diese Weise essen würden, wenn wir es nicht anders gelernt hätten.
Am frühen Nachmittag kehren wir zurück ins KATHMANDU-GUESTHOUSE.
Dort wartet schon unser asketischer nepalesische Bikeguide Angelo. Begeistert schwingen wir uns auf die nagelneuen Bikes um eine kleine Tour in die Umgebung des auf ca. 1450 m liegenden KATHMANDUS zu machen. So werden Mensch und Material auf die bevorstehende Hochgebirgstour eingestimmt.
Beim ersten steilen Anstieg denke ich :Hey Mann du bist ja ganz schön kurzatmig“. Wie wird das erst in größerer Höhe sein??? J
Mit Genugtuung stelle ich fest, dass meine Mitfahrer ähnliche Probleme haben.
Das liegt wohl an der vom Großstadtsmog geschwängerten Luft.
Angelo erzählt uns stolz, dass er im Frühjahr diesen Jahres den dritten Platz in einem Mountainbike Rennen über die ANNAPURNA Strecke gewonnen hat. In 30 Stunden Fahrzeit hat er die gleiche Strecke bewältigt, die wir jetzt als Tour zu fahren beabsichtigen. Eine sportliche Leistung, die sich wegen der großen Höhe durchaus mit einem Iron Man Hawai Triathlon messen lassen kann. Alle Achtung Angelo!
Auf dem Rückweg bemerke ich ein kurzes „Knack Knack“ im Antriebsstrang und die Kette meines niegel-nagel-neuen Felt-Bikes fällt zu Boden. Materialfehler: Ein kurzer Blick in die Satteltasche zeigt, dass ein Ketteninstrument fehlt. Wir behelfen uns mit einer kleinen Zange und quetschen damit das defekte Kettenglied zusammen, leider ohne anhaltenden Erfolg. Nach weiteren zwei Rissen habe ich das Vergnügen abwechselnd von Angelo und Udo geschoben zu werden. Glücklicherweise kommen wir bald an einer vergammelten Fahrrad-Reparaturwerkstatt vorbei. Angelo fragt den Betreiber, ob er uns mit einem Ketteninstrument helfen könne, er schüttelte den Kopf und sagt, er habe kein Ketteninstrument .Er könne uns aber helfen.
Die Operation gestaltet sich folgendermaßen: Ich lege mein Fahrrad mit der Kettenseite nach unten auf den Boden, der Rikschaflicker legt ein kleines Stück Holz auf den Boden, darauf zwei verrostete Schraubenmuttern. Das Kettenglied wird exakt mit der Niete auf das Loch der Schraubenmutter platziert. Eine kleine Eisenkugel aus einem alten Kugellager wird auf der Kettenniete platziert. Geschickt klopft er dosiert mit einem verrosteten Hammer drauf. Wir staunten nicht schlech, als der Stift unten heraus fällt. Auf die gleiche Weise entfernt er das zweite Kettenglied und verschließt die Kette wieder. Ungläubig steig ich auf mein Fahrrad und fahre und fahre und .... bis die Tour vorüber ist, ohne Probleme. Wenn ich es nicht erlebt hätte, würde ich es nicht glauben. Trotz fehlender Werkzeuge wird mit einer unwahrscheinlichen handwerklichen Geschicklichkeit ein bestehendes technisches Problem auf einfache Weise gelöst. Wer einmal in Asien war kann das bestätigen.
Den Abend verbringen wir in einer Musikkneipe in THAMEL, wo man seine Reisepläne und Erlebnisse mit anderen austauscht. Im KATHMANDU-GUESTHOUSE treffen wir zwei Bayern, welche die Annapurna Runde auf einer früheren Expedition durchwandert haben. Sie schauen sich ungläubig an, als sie hören, dass wir dort biken wollen. Der eine sagt: „I woiss goar net wo ma auf der Strecken überhaupt radel foarn konn J“ ... Na das kann ja heiter werden!

4. Tag:
In der Frühe verlassen wir KATHMADU. Zusammen mit unseren beiden Guides und den beiden Trägern werden wir von einem für uns bereitgestellten Allrad-Van von KATHMANDU nach BESI SAHAR (823Hm), dem Startpunkt unserer Reise gefahren.
Für die Strecke von ca. 190 km benötigen wird 7 Stunden. Die Verbindungsstrasse zwischen KATHMANDU und der drittgrößten Stadt POKHARA ist ein löchriger, einspuriger Flickenteppich, der teilweise von Bächen und Flüssen weggespült wurde. Udo und ich sind von der ganzen Schauckelei über die Schlaglöcher so benommen, dass wir es vorziehen das Mittagessen ausfallen zu lassen ,während unsere Begleiter fröhlich mit den Fingern speisen. Stolz erzählt uns der Fahrer, dass sein Mitsubischi Van erst 20 Jahre auf der Straße im Einsatz ist. Ein Blick auf den Tacho zeigt eine Kilometerleistung von 198 000, also etwa 10 000 Km/ Jahr. Mehr ist auf diesen Straßen anscheinend nicht zu schaffen. Als ich dem Fahrer sage, dass sein Auto 10 Jahre jünger aussieht, erhellt sich sofort sein Gesicht unter der dunklen gegerbten Haut und er ist stolz wie Oscar. In Nepal gilt ein Autobesitzer als REICHER MANN. Es zeigt sich ,dass unser Van einer der modernsten Fahrzeuge ist, die wir auf der Reise zu Gesicht bekommen.
Weiter geht es im Zickzackkurs um die Schlaglöcher herum mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von etwa 35 km/h. Wunderbar durchgeschaukelt kommen wir etwas schwindelig nachmittags in BESI SAHAR an. Dort unternehmen wir eine kleine Sightseeing Tour mit dem Bike durch den Ort und ca. 10 km in Richtung unserer geplanten Strecke bis zum Einbruch der Dämmerung. Übernachtet wird im lokalen Gasthaus mit kalter Dusche, Plumpsklo und feuchten, mit Pilzen bewachsenen Wänden. An der Rezeption hat man extra einen Englisch sprechenden Schullehrer engagiert ,der ganz glücklich ist, dass er sich mit uns unterhalten kann. Ich muss leider feststellen, dass mir im Laufe der Jahre einige Vokabel abhanden gekommen sind und Udo hat Probleme ,weil ihm immer wieder französische Wörter dazwischenrutschen. Doch das ist hier kein Problem. Man versteht sich blendend.

5. Tag:
Am Morgen beginnen wir nach spärlichem Frühstück voller Tatendrang die Annapurnaumrumdung mit Überquerung des höchsten ganzjährig begehbaren Passes der Welt, dem THORONG LA. (BESI SAHAR – MANANG – THORONG LA-MUKINATH-BENI) .

Wir folgen nun immer der Straße entlang des Flusses MARSYANGDI KHOLA über KHUDI, wo man 850 m mit Fernblick auf HIMALCHULI bis zur gegenüberliegenden Flussseite von BHULBULE sehen kann. Ab hier ist der Weg für Motorfahrzeuge nicht mehr befahrbar. Wir sind nun der Zivilisation völlig entronnen. Der Weg führt uns über viele schmale, in alle Richtungen schwankende Hängebrücken. Einige davon sind aus Bambusstangen zusammengezimmert. Angelo zeigt uns, dass man diese auch befahren kann, was vor allem Udo anfangs sehr befremdet. Der Weg führt uns an Reis- und Hirsefeldern vorbei nach BAHUNDANDA (1300 m), das auf einem schönen Bergsattel mit fantastischer Aussicht gelegen ist. Übernachtet wird im hiesigen Gasthaus mit kleinen Zweitbettbritchenzimmern, Gemeinschaftsdusche mit spärlich solar geheiztem, lauwarmen Wasser. Nachmittags machen wir mit MUKEH ,unserem Sightseeing-Guide ( er wird auch Snow Monkey genannt, weil er sich wieselflink und geschickt wie ein Äffchen in den schneebedeckten Bergen bewegen kann), eine kleine Wandertour auf einen nahegelegenen Aussichtspunkt mit einem wunderschönen Blick auf die Umgebung und die terrassenförmigen Reis und Hirsefelder. Unser Guide bringt uns die Lebensweise der Leute nahe und übersetzt für uns, sodass wir uns mit den Bauern, die wir unterwegs treffen, und die uns mit einer aufgeschlossenen, freundlichen Neugierde begrüßen, unterhalten können.
Abends treffen wir Barbara, eine junge, drahtige, deutsche Ingenieurin. Sie lebt in der Schweiz und sie hat die Annapurna Runde schon einmal zur Hälfte erwandert. Diesmal möchte sie die ganze Tour mit 17 kg Rucksack, ohne fremde Hilfe, alleine bewältigen.
Alle Achtung ! (6 h, 800 Hm auf, 325 ab)

6. Tag:
Der Tag beginnt mit einem steilen Downhill an fruchtbaren Hängen mit fleißigen Bergbauern und ihren Wasserbüffeln vorbei bergab zur Brücke. Ich komme ins Schwärmen ,als unser smarter 50 kg Bike-Guide Angelo mit seinem bretthart gefederten Hardtail wieselschnell die verblockten Steilstücke hinunterdonnert, Udo immer an seinen Fersen klebend. Nach etwa 300 Höhenmeter bergab besteht für den Rest des Tages unsere Hauptbeschäftigung in Tragen und Schieben. Das weite Tal hat sich nunmehr zu einer Schlucht verändert durch die der MARSYANGDI KHOLA donnert. An einem sehr steilen Berghang ist der Pfad, über sehr steile Abhänge schwindelerregend aus dem Fels geschlagen. Wir passieren recht urtümliche Siedlungen und kämpfen uns empor weiter durch den Wald nach CHAMJE (1435 m). Zunächst zwängt sich der Weg noch durch die Schlucht, um anschließend in eine Hochebene einzumünden. Nach anstrengendem Aufstieg stoßen wir zu Füssen eines Wasserfalls auf TAAL (1700 m) mit einer sehr schönen Ansiedlung zu Füssen eines Wasserfalls. Auf dem Weg dorthin seht auf einer Anhöhe, mitten in der Landschaft ein Campingtisch mit 4 Stühlen auf denen ausgewachsenen Männer sitzen. Eine rote Fahne mit Hammer und Sichel lässt nichts Gutes ahnen. Die Männer erklären freundlich, dass sie Mitglieder der maoistischen Partei sind und für jeden einen Wegezoll erheben. Dieser richtet sich nach der Anzahl der dort verbrachten Tage. Um Ihrem Ansinnen Deutlichkeit zu verleihen stehen weitere 4 Jugendliche auf dem Pfad und blockieren nachdrücklich jedes Weiterkommen. Nach tumultartigem hin und her handelt Angelo eine Ermäßigung für uns heraus. Wir bezahlen grimmig mit den anderen Wanderern auf der Route, in der Hoffnung in Ruhe gelassen zu werden. Die Maoisten prüfen fachmännisch Wasserzeichen sowie Sicherheitsmerkmale der ihnen überreichten Scheine und stellen eine Quittung über das bezahlte illegale Wegegeld aus. Die Quittung sei aufzubewahren. Sie würde beim Abstieg von einer weiteren Gruppe der Maoisten kontrolliert. Wir stellen fest, dass sich auf diese Weise bei einer Frequenz von 50-100 Wanderern pro Tag locker 2-3000 € erwirtschaften lassen, ohne sich dabei müde zu machen. Als kleines Dankeschön lächeln die Maoisten freundlich zum Abschied in die Objektive unsere Digitalkameras. Etwas erleichtert fragen wir uns ,ob wir bei unsere Berufswahl denn alles wichtig gemacht haben. Welch ein bedeutender Tag!

Wir übernachten im Gasthaus von TAAL.
Als die einzigen Biker auf der Strecke werden wir allerorts freudig empfangen. Überall laufen Kinder auf Tuchfühlung, um unsere knallgelben Räder herum als wären wir mit Ufos unterwegs und rufen CYCEL CYCEL!
Ein wenig später begrüßt uns freudestrahlend Barbara und erzählt etwas von Maoisten die sie angehalten haben und illegal Geld verlangt haben, um weiter wandern zu dürfen. Unverschämt, nicht wahr! Wir fragen uns ,ob es im Ort eine Polizeistation gibt bei der man die Maoisten melden kann. Dies könne man zwar tun, meint Angelo, es sei aber völlig wirkungslos, da hier Bekannten und Verwandte der Maoisten arbeiten ,die ebenfalls gut von den illegal erwirtschafteten Geldern leben würden. Ich frageihn „und was ist mit dem Militär“? Er antwortet: „Militär gibt es hier auch, aber damit verhält es sich genauso wie mit der Polizei“. Schwamm drüber!
In Nepal ist jeder auf sich selbst angewiesen. Die Familie ist die einzige soziale Sicherung, die die Menschen haben. Deswegen ist die Familie hier sehr hoch angesehen. Sie ist das einzige auf das die Menschen zurückgreifen können. Wer keine Familie hat ist ein armer Mensch!
Die Regierung ist zwar seit ein paar Jahren demokratisch, aber sie ist von Korruption und Vetternwirtschaft geprägt.
Es gibt keine wirklich funktionierende Infrastruktur, kein Sozialsystem ,das mit europäischen Maßstäben so bezeichnet werden könnte. Das Gesundheits- und das Bildungssystem sind sehr lückenhaft und auf ausländische Hilfe angewiesen.
Die Haupteinnahmequelle des Landes ist der Tourismus und dieser steht auf sehr wackeligen Füßen..

Wir verbringen einen gemütlichen Abend bei Kerzenlicht. Der Strom ist ausgefallen und wir
genießen miteinander die unglaublich ehrliche Gastfreundlichkeit der Wirtsfamilie. Eine besondere Wertschätzung wird uns zu Teil, als wir in der Küche sitzen dürfen,während die Frauen auf einer offenen mit Holz befeuerten Feuerstelle und LED Stirnlampen unser Abendessen brutzeln. Als Highlight dürfen wir nun von dem getrockneten JAK kosten dessen Fleisch über der Feuerstelle konserviert wurde.
Der JAK ist ein wildes Hochgebirgsrind ,das wie ein zu klein geratener Büffel aussieht. JAK´S sind sehr genügsam und können im Winter in freier Natur (in Schnee und Eis) bis zu 6 Monaten ohne Nahrungsaufnahme überleben.
Jakfleisch schmeckt etwa wie das Fleisch aus einer Kreuzung zwischen Rind und Hirsch. Wegen der Trocknung ist das Fleisch so zäh wie eine alte Schuhsohle. Hierzulande ist der Fleischgenuss eine Ausnahme und das Fleisch der JAK`s ist eine Delikatesse. Wir wissen dies zu schätzen und bedanken uns herzlich.
In der Küche treffen wir einen sehr netten deutschen Lehrer, der extra für die Tour ein Sabbat-Jahr (Dienstbefeiung für 1 J. bei 75% der Bezüge über 4 Jahre) eingelegt hat und trinken zusammen (ein) Everest- Bier. (7 h; 1000 Hm auf, 600 Hm ab)

7. Tag:
In der Frühe füllen wir unseren Camelbags an einer im Reiseführer als für Touristen unbedenklich ausgezeichneten kommunalen Wasserverpflegungsstelle auf. Ein fataler Fehler, wie sich bald herausstellt, den ich mit 2 Tagen Bauchweh und flüssigem Stuhlgang bezahlen muss.
Auf nicht gut befahrbaren Abschnitten entlang von Mais- Gersten- und Kartoffelfeldern verengt sich das Tal zwischen den Steilhängen wieder zunehmend. Wir passieren das Bike schulternd viele verblockte Steinstufen. Wie die Bergziegen klettern wir akrobatisch hoch und runter den Abhang immer im Auge.
In KOTO passieren wir einen Checkpoint und präsentieren unsere Trecking u. Bikingpermitt`s, welche mit einem Passfoto bestückt sind (Jimmi hat für die Erlaubnis hie zu Biken die Behörde mit stattlichen Trinkgeldern versorgt). Jeden Tag liegt mindestens ein Checkpoint auf unserer Strecke.
Der Tag endete in CHAME (2635 m), der Distrikthauptstadt des MANANG VALLEY.
Heute kann uns nichts mehr erschütten.
Abends massieren wir uns gegenseitig die verspannten Schultern.
Übernachtung im lokalen Gasthaus (6h, 90% tragen, 1200 Hm auf, 265 Hm ab).

8. Tag:
Wir freuen uns heute ca. 80 % der Strecke fahrend genießen zu können. Nach überfahren einer großen Hängebrücke zieht sich der Trial vorüber an Obstplantagen und Feldern durch mehrere Ortschaften. Nach einer weiteren Brücke begleitet von den Gipfeln ANNAPURNA II und PISANG PEAK geht es nun steil durch einen tiefen Nadelwald aus dem schmalen Tal hinauf nach PISANG (3190 m ) mit seinem für die Gegend typischen flachen Dächern. Von UPPER PISANG folgt die Route den Konturen der Landschaft. Oft ist der Weg nicht von den unzähligen Spuren der Schaafherden zu unterscheiden. Unsere Guide Angelo und Udo nehmen die weitaus schönere Alternativroute raus aus dem Flusstal nach NGAWAL (3657 m) und können von dort aus an einem klaren Tag den wunderschönen Ausblick auf das Himalaya-Massiv genießen. Von Durchfall geplagt, ziehe ich es vor den direkten Weg nach MANANG zu nehmen.
In MANANG übernachten wir im urigen YAK-Hotel auf 3535m. Die Guides haben mal wieder vorbildlich auf unser leibliches Wohl geachtet, indem sie uns ein Zimmer mit Dusche und Plumsklo besorgt haben, von denen es hier nicht allzu viele gibt.
Das kommt mir in dieser Nacht sehr entgegen!
(7,5 Stunden, 1200 Hm auf, 320 Hm ab).

9. Tag:
Nun haben wir einen ganzen Tag zur AKKLIMATISATION in MANANG, dem größten Ort des Tales. Am Morgen hält uns Mukeh stolz eine Rolle Klopapier vor die Nase, die er extra für uns organisiert hat. Als hätte er geahnt, in welch erbärmlichen Zustand sich mein von Durchfall geplagtes Hinterteil befindet. Danke Snow Monkey!

Im Laufe des Tages zeigt uns SNOW MONKEY (er stammt von hier) begeistert alles, was es in der Umgebung zu sehen gibt, einschließlich seines Elternhauses. Nach Sauerstoff hechelnd erklimmen wir eine Anhöhe, die uns zum nahegelegnen grünlich schimmernden Gletschersee führt. Mit blauen Lippen besteigen wir einen etwa 300 m höher gelegenen Aussichtspunkt. Heute können wir uns nicht vorstellen auch nur einen Höhlenmeter weiterzufahren. Vor dem Aufstieg beobachten wir 4 junge Männer, welche mit einem Lasso bewaffnet den zu dieser Jahreszeit absteigenden YAK`s nachsellen. Nachdem sie geschickt das Lasso um Hals eines stattlichen Bullen platziert haben, wird dieser mehrere Stunden lang, in einer sehr kräftezehrenden, gefährlichen, rodeoartigen, Jagd so lange gehetzt, bis er müde in die Knie geht. Diese Gelegenheit wir geschwind genutzt ,um dem JAK einen Messerstich direkt ins Herz zu versetzen und ihn so zu erlegen. Während wir die Treibjagd hautnah erleben erinnert uns SNOW MONKEY Abstand von dem Geschehen zu halten. Schon oft sind Jäger von den säbelartigen Hörnern des JAK lebensgefährlich verletzt worden.
Beim Abstieg von unserem Aussichtspunkt sehen wir wie die fleißigen, unermüdlichen Männer den leblosen YAK auf der Wiese bearbeiten. Die Eingeweide werden auf einer Plastikfolie auf vier Haufen gelegt. Am Lagerfeuer gibt es frische auf Stöckchen gegrillte YAK-Leber, welche die Jäger uns freundlich anbieten. Hierauf hat sich Mukeh ein ganzes Jahr lang gefreut.
In der ausgeweidetem Bauchhöhle des YAK´s wird Blutwurst zubereitet. Anschließend wird er gehäutet und mit Messer und Hackebeil (ohne elektrische Hilfsmittel) in 4 Teile zerlegt. Diese werden von den stolzen Jägern geschultert und zusammen mit einem Getreidesack voll Innereien hinab ins Dorf getragen. Dort wird das Fleisch über der Kochstelle getrocknet und geräuchert. Kühlschränke kennt man hier nicht.


10. Tag (Gipfeltag):
Heute beginnt der nun schwierigste Abschnitt des ANNAPURNA-CICUIT mit dem Aufstieg nach THORONG PHEDI (dem Fuß den THORONG LA (4420m).
Wir starten um 8.00 Uhr. Mit Bauchweh zwinge ich mich die Strecke hinauf. Wir passieren die Baumgrenze und nehmen das Mittagessen in LETDAR auf 4200 m ein. Dank guter Medizin geht es mir etwas besser. Von der Landschaft bekomme ich jedoch in entwässertem Zustand nicht viel mit. Am Nachmittag ersetzt ein zunehmender Kopfschmerz die Magen-Darmprobleme. Auf 4420 m in THORONG PEDI angekommen, falle ich am frühen Nachmittag ziemlich kraftlos ins Bett ,ohne die wunderbare Aussicht wirklich genießen zu können. Eine halbe Stunde später gesellt sich Udo am ebenfalls zu meiner rechten in die Horizontale. Als sich nun Schwindel, Benommenheit, Appetitlosigkeit und Kopfschmerzen zunehmend einstellen ,weiß ich, dass es Zeit ist ,die Reiseapotheke zu öffnen und etwas gegen die Höhenkrankheit einzunehmen. Gegen 18.00 Uhr sitzen wir kreidebleich zusammen beim Abendessen und würgen bei völliger Appetitlosigkeit das Nationalgericht DAL BAT (Reis mit Bohnensuppe und Gemüse) hinunter.

11. Tag (Gipfeltag):
Heute überqueren wir den 5416 m hohen THORONG LA Pass.
Bei schlechtem Wetter in Verbindung mit mangelhafter Ausrüstung birgt dieser Pass durchaus tödliche Gefahren. Um 4.00 Uhr morgens Frühstück 5.00 Uhr in der Dunkelheit, Aufbruch zum THORONG LA. Nachdem ich in der Nacht auf Grund der Medikamente das Hirnödem ausgeschwemmt habe, bin ich am Morgen des Gipfeltages topfit. Ich fühle mich etwa so ,wie sich Floyd Landis bei seinem umjubelten Siegescomeback bei der 17. Etappe der Tour de France im Jahr 2006 gefühlt haben muss.
In der Dunkelheit tasten wir uns mit Stirnlampen, das Bike geschultert im Schneckentempo die steilen Serpentinen hinauf. Zusammen mit anderen Wandergruppen, die wir teilweise überholen.
Teepause am Basecamp mit Sonnenaufgang. Der Aufstieg wird durch Schneefelder erschwert. Obwohl jede Bewegung anstrengt und man sich deshalb im Zeitlupentempo bewegt, kann ich es beim Aufstieg mit dem einheimischen Guides durchaus aufnehmen, sodass ich als einer der Ersten oben ankomme. Auf der höchsten Stelle des Passes ist schon das Fotografieren anstrengend. Trotz der großen Anstrengung findet sich ein Lächeln auf unseren blassen Gesichtern, GESCHAFFT!
Nach kurzer Rast und Freudenausbrüchen, Foto Shooting, Steine suchen als Souvenir, Klamottenwechsel, ein letztes Gruppenfoto auf dem höchsten Punkt des 5416 m hohen THORONG LA Pass. Danach Abfahrt auf steilen Serpentinestrecken bei 90 % fahrbaren Trails..
Während der Teepause akzeptiert unser bleicher, kurzatmiger Udo stillschweigend eine Tablette aus der Reiseapotheke gegen die Höhenkrankheit. Nach einigen Pinkelpausen verschwinden Atemnot und Kopfschmerz und es geht ihm zunehmend besser. Die Mittagspause verbringen wir in MUKINATH, einem jenseits des THORONG LA liegenden spirituellen Ort, der für die buddhistische Bevölkerung ein PILGER-ORT ist. Der Appetit ist wiedergekehrt und wir essen unsere Teller mit DAL BAT leer. Leider müssen wir bei dieser Gelegenheit mit ansehen, wie ein französischer Wanderer ,der heute auf dem Gipfel verstorben ist, gerade heruntergetragen wird. Er sei das dritte Todesopfer, das der THORONG LA in diesem Jahr gefordert habe. Hierbei ist zu erwähnen, dass täglich ca. 50 bis 100 Wanderer den Pass überschreiten. Später erfahren wir, dass er zu einer Reisegruppe aus Savoien gehörte. Die Wanderer hätten die Zeichen der Höhenkrankheit bei dem verstorbenen ignoriert und hätten ihn mit einem Pferd auf den Pass gebracht, weil er nicht in der Lage war selber hinaufzusteigen. Auf dem Pass sei er dann zusammengebrochen. Die Reanimation im Sauerstoffzelt hätte ihn nicht retten können.
Ein bedauerliches Schicksal, welches uns die Gefahren des Sauerstoffmangels in großer Höhe deutlich vor Augen führt, das aber leider auch wahrscheinlich vermeidbar gewesen wäre.

Nachmittags genießen wir den schönen, nicht minder anstrengenden Downhill über 2650 Höhlenmeter direkt in das Königreich MUSTANG, vorbei an KAK BEHNI in das Tal des KALI GANDAKI nach JOMOSOM (2715 m ).
Von hieraus haben wir einen herrlichen Blick auf den DHAULAGIRI (8167 m ). Starke thermische Windel ,die gänzlich überwachsene Hochebene zur Mondlandschaft gestaltet haben, stellten uns erneut vor eine Härteprüfung. Einkehr im lokalen Gasthaus, das ein hinduistisch-indisches Ambiente aufweist .
Selbst ANGELO unser drahtiger Himalaya Bikegide ist geschafft. Ins Geheim ist er ist froh, dass der den späten Nachmittag nicht mehr mit uns biken braucht. Abends fallen wir schlapp ins Bett und schlafen sofort ein. Selbst die Mäuse in unserem Zimmer können uns nicht mehr stören.

12. Tag:
6.30 Uhr Frühstück mit Aussicht auf die Startbahn des hiesigen Flughafens von wo aus zweimotorige Propellermaschinen knatternd wie die Hornissen starten und landen.
Die Zivilisation hat uns eingeholt. Fluglärm und Benzingestank der Motorräder sind nach langer Einsamkeit befremdend.
Die Abfahrt führt uns über steinige Pisten up and down entlang des KALI GANDAKI, wir passieren mehrere Hängebrücken und unzählige Ziegenherden, die zum Schlachten in Tal getrieben werden für das anstehende DIHAR Volksfest. Das Wetter wird schlechter, Wolken ziehen auf. Nach einer Teepause in KALOPANI führt uns der Weg weiter abwärts. Die Zufahrtsstraße ist durch zahlreiche Erdrutsche für Fahrzeuge unpassierbar. Wir haben durch die vielen Eselkarawanen, welche die gesamte Versorgung des Königreichs MUSTANG bewältigen müssen, alle Hände am Lenker, um uns vorsichtig durch die Mulis durchzuschlängeln, immer achtgebend auf der Felsseite zu fahren. Ansonsen befördern einem die Donkies den Abhang herunter.
Gegen Mittag Lunch in GHASA, nachmittags fordert die Strecke alles was Mensch und Material hergeben. Eine Flussdurchquerung, bis zur Achse durchs Wasser, beschert uns nasse Füße. Steile, felsige, unregelmäßige Downhills, treppenartig verblockt lassen uns auf den Bikes balancieren. Immer auf der Hut nicht von dem Mulis den Abhang ins Flussbett hinunter gestoßen zu werden. Trotz dessen bekomme ich einen Bodycheck und kann mich und mein Bike gerade noch vor dem Abgrund retten. Leider trage ich eine Unterschenkelschürfwunde davon, sodass ich am Abend die heißen Quellen in TATOPANI nur besichtigen kann. Alle anderen machen es sich in den heißen Wasser gemütlich. Après-Bike mit Everest-Bier im lokalen Pub. Die Einheimischen sind stolz uns Biker verköstigen zu dürfen.
Wir genießen das Abendessen im Hotel über den Hot Springs.
Die Sprunggelenke sind vom vielen Tragen ausgeschlagen, Unterarme und Schultern sind bleischwer. Die rigiden Stahlfedergabeln unserer Hardtail`s haben ihre Spuren hinterlassen. Ich träume von CANNONDALE und meiner HEAD SHOCK.
Was für ein Bike-Tag !!!!

13. Tag:
Aufbruch in Richtung Zivilisation, Abfahrt entlang steiler in den Fels geschlagener Pfade. Immer die ungesicherten Schluchten vor Augen.
Wir passieren kleine Dörfer und Brücken, dann Bauarbeiten an der vom Erdrutsch verschütteten Strecke. Wir umgehen den Bergrutsch, indem wir einem schmalen Trampelfahrt über einen steile, rutschigen Eselspfad folgen. Das Bike schulternd, klettern wir die engen Serpentinen 150 Höhenmeter steil bergauf und wieder über lehmigen, matschigen Boden bergab. Gegen Mittag erreichen wir BENI, wo uns pünktlich wie ein Schweizer Uhrwerk unser Fahrer mit seinem Van begrüßt. Wir warten auf unsere Träger, die ebenfalls bald eintreffen. Nachmittags starten wir nach POKHARA (90 km , 4h). Die Straße ist anfangs nicht befestigt. In POKHARA überraschen uns unsere Guides mit einem First-Class-Hotel, wo wir den Staub des THORONG LA unter dem kräftigen Strahl einer funktionierenden, warmen Dusche herunterspülen dürfen. Beim Abendessen sitzen wir völlig entspannt beisammen und verabschieden bei Volklore Musik unsere Träger und SNOW MONKEY.

14. Tag:
Aufbruch in den CHITWAN-Nationalpark. Nachmittags Elefantensafari durch den Dschungel.

15. Tag:
Ganztagesprogramm im CHITWAN-Nationalpark, auf der Suche nach den letzten noch frei lebenden Bengal-Tigern.

16. Tag:
Fahrt entlang des TRISULI-Flusses Richtung Norden auf einem 2300 m hohen Bergkamm packen wir unsere Bikes aus und fahren einen wunderschönen Downhill bis zur Hauptstrasse nach KATHMANDU. Wir übernachten dort im uns vertrauten GUEST HOUSE.

17. Tag:
Am Morgen genießt Udo einen EVEREST Rundflug in einer zweimotorigen Maschine. Währenddessen zeigt mir Mukeh, der uns in Kathmandu freudestrahlend begrüßt, den Rest der Stadt und den legendären MONKEY TEMPEL. Nachmittags Sightseeingtour im KATHMANDU Valley nach NAGACORT einem tollen Aussichtspunkt mit Blick auf das Himalaya-Massiv. Leider ist uns der Fernblick wegen geschlossener Wolkendecke nicht vergönnt. Nachmittags zeigt uns Angelo eine urige Dorfkneipe. Bei einem Everest Bier mit Rettich und Chilli, werden wir dort mit allerlei hausgemachtem verwöhnt.
Wir übernachten wir in einem eleganten Hotel in Hanglage mit toller Sonnenterasse. Beim Abendessen treffen wir dort auf eine japanische und eine deutsche Reisegruppe. Schnell stellt sich heraus, dass es sich um typische vier Sterne Omnibus-Touristen handelt die sich mit westlichem Komfort umgeben und deren Hauptaugenmerk darauf liegt sich nach allen Regeln der Kochkunst kulinarisch verwöhnen zu lassen, dabei aber sehr wenig von Land und Leuten mitbekommen. Udo und ich sind uns mit einem Blick einig. Heute Abend kommt kein deutsches Wort über unsere Lippen!

18.Tag:
Morgens fahren wir mit unseren Bikes zurück nach KATHMANDU.
Magenkrämpfe und Durchfall begleiten nun Udo und lasen seine Beine schwer werden.
Nachmittags nehmen wir Abschied von Jimmi und unseren Guides, die sich derweil schon auf die nächste Reisegruppe einstimmen. Um 18.00 Uhr fliegen wir über BAHRAIN zurück nach Frankfurt und gewinnen fast 4 Std. Zeit!

19. Tag:
Um 8.30 Uhr Ortszeit Landung in Frankfurt.
Als Erstes genießen wir die blitze blanken Flughafen Wasser Closett´s und natürlich die frischen Croissant´s. Europa hat uns wieder.

Welch ein unvergesslich schöner Urlaub!!!


Für alle interessierte stehe ich natürlich mit Rat und Tat zur Verfügung.

Sportliche Grüße von Hans Jürgen (HaJü).



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