BERICHT: Dolomitenwochenende mit dem Renner...

Helmut war auf Abwegen und hat an dem legendären Stilfser-Joch-rennrad-Event teilgenommen. Einen ganzen Tag lang ist diese wichtige Paßstrasse nur für Radler offen. Hier ist sein Bericht.
von Helmut Scheuer

Samstag - nach einer zu kurzen Nacht bei unserem Süd-Tiroler-Freund Christoph brechen wir gegen kurz nach 9 Uhr mit Auto und Anhänger auf. Das Stiftser Joch ist mit 2758 m Höhe immerhin der zweithöchste asphaltierte Pass der Alpen – nur der Col d’Iseran ist mit 2770 m Höhe höher. Die ca. 30 Kilometer lange Anfahrt zur Passhöhe wird an diesem Tag noch von ungefähr 5000 anderen echen Bikern angegangen. Neben Rennradfahrern finden sich ebenso viele Mountainbiker und auch einige Normalos mit Trekking- oder Tourenrädern unter den Gipfelaspiranten. Die Anfahrt ist mit durchschnittlich 7 – 8 Prozent Steigung für meine Normalübersetzung ohne drittes Kettenblatt gut zu fahren. Allerdings gibt es in den Kurven und an einigen Stellen doch ein paar steile Rampen – eine immerhin mit 18 Prozent. Gott sei Dank sind diese aber nie so lang, dass sie einem die ganze Kraft aus den Beinen ziehen.

Nach fast drei Stunden erreiche ich dann die Passhöhe auf 2758 Metern Höhe – das geht mal wieder richtig gut ab. Dort oben ist richtig was los – Essen und Trinken, Kommerz und viele sehr zufriedene echte Biker-Gesichter. Die Abfahrt vom Joch ist etwas für Adrenalin und Endorphin-Junkies. Ich gebe so richtig Gas – fahre soweit es geht Ideallinie und erreiche dabei immerhin kurzzeitig mal 76 Kilometer Höchstgeschwindigkeit. Vor den Kurven muss aber scharf gebremst werden, denn eine Haarnadelkurve nach der Anderen folgt der Strasse. Matthias und mir entfleuchen ständig Ausdrücke wie „ist das so geil“ und „supergeil“ und in unseren Gesichtern ist nur noch breites Grinsen. Ein Joint hätte da nicht besser wirken können.
Gesamtkilometer 76 mit 2150 Höhenmetern.

Sonntag – heute fahren wir die Sella Ronda. Den meisten Skifahrern ist diese landschaftlich unbeschreiblich schöne Runde um das Sella-Massiv in den Dolomiten ein Begriff. Ich kannte sie noch nicht und heute gebe ich Reinhold Messner recht, wenn er die Dolomiten als das schönste Hochgebirge der Welt bezeichnet, er muss es schließlich wissen. Auf der Sellarunde wird die Sella-Gruppe mit den Pässen Sellajoch (2244 m), das Pordoijoch (Passo 2239), der Campolongopass (1875 m) und das Grödnerjoch (2138 m) überquert. Man streift dabei die drei italienischen Provinzen Südtirol, Trentino und Belluno.

Die vier Pässe können – natürlich in beiden Richtungen –mit dem Bike auf asphaltierter Straße bezwungen werden. Die Strecke ist dabei etwa 55 Kilometer lang und es sind ca. 1750 Höhenmeter zu bewältigen (nur die Runde, ohne Anfahrt. Wir starten von Wolkenstein aus und beginnen mit dem Grödner-Joch die Sella Ronda. Die Ausblicke von den Jochs und auch während der Tour sind atemberaubend. Ein Dolomiten-Panorama nach dem anderen geht vor uns auf. Ich halte immer wieder an um einige Bilder – auch Panoramabilder – zu schießen. Die Ergebnisse könnt Ihr hier sehen. Ich kann jedem nur raten, diese Runde mindestens einmal im Leben mit dem Bike zu fahren – er oder sie wird das nie vergessen. Einige der schönsten Dolomitengipfel und -massive sind hier zu sehen. Z.B. der Langkofel, die Marmolata und natürlich der Sella Stock, um nur einige zu nennen. Nur am Wochenende sollte man die Runde tunlichst nicht fahren – der Ausflugsverkehr auf der Sella Ronda wird von vielen Motorradfahrern, Autofahrern und einigen Reisebussen dominiert, die auf den teilweise recht engen Straßen beim Überholen nicht immer die nötige Sorgfalt walten lassen. Einmal ist auch hier auto- und motorradfrei – meines Wissens Mitte Juli – dann dürfte es ähnlich zugehen, wie auf dem Stiftser Joch. Insgesamt jedoch war die Runde – auch trotz der vielen Motorrad- und Autofahrer die achtstündige Anreise in die Dolomiten wert. Die Bilder werden noch lange in meinem Gehirn nachwirken – aber nicht nur hier, sondern natürlich auch auf www.alpencross.com

Gruß

Helmut


Link: Dolomiten-Panoramen von Helmut