Gäsbock Marathon 2007

Zeit ist relativ und Startblöcke manchmal auch.
Ein Bericht von Olli Kausch, der bei dieser ungewöhnlichen Veranstaltung zum Sieger der Herzen wurde.

„Wenn ein Mann eine Stunde mit einem hübschen Mädchen zusammensitzt, kommt ihm die Zeit wie eine Minute vor. Sitzt er dagegen auf einem heißen Ofen, scheint ihm schon eine Minute länger zu dauern als jede Stunde. Das ist Relativität.“(Albert Einstein).

Genauso erging es mir im Pfälzer Wald. Doch eines nach dem anderen. Beginnen wir mal ganz nüchtern. 9:30 Uhr Startschuss. Ich rase los. Setze mich mit einem Begleiter aus dem Startblock ab und nehme den ersten Anstieg in Angriff. Oben angekommen bin ich alleine und das bleibe ich fürs erste auch.

Hinter mir starten mit jeweils zehn Minuten Abstand noch zwei weitere Blöcke. So weit so gut. Zehn Kilometer und 300 Höhenmeter weiter befürchte ich ein Raum- Zeit- Kontinuum mit dreifacher Lichtgeschwindgeschwindigkeit in die Vergangenheit durchsprintet zu haben. Denn ich schieße einen Singletrail auf den Hauptweg runter und plötzlich ist eine kompakte Gruppe von 60 Fahrern vor mir. Bis dahin verging die Zeit relativ schnell, so als Führender des Startblocks.

Als ich dann durch die Gruppe fuhr, sprach mich einer an und meinte wie viel Kilometer ich denn so hätte? „11 Kilometer“ meinte ich. Er meinte nur trocken:„oh, ich hab 1,5!“ Und plötzlich meinte ich auf der heißen Kochplatte zu sitzen. Seine lapidare Begründung für den Fehler war, dass das Führungsmotorrad zu schnell durch den Ort gebraust war und sie es plötzlich aus den Augen verloren hätten und falsch abgebogen wären und plötzlich mitten auf der Strecke standen. Toll!

So wirklich was ändern konnte ich an der Situation eh nichts. Also fuhr ich die eigentlich schöne Strecke zu Ende. Doch auch diese Absicht sollte sich als schwieriger erweisen, als es klingt. 47 Kilometer sollte die Streckenlänge sein. Nach 45 Kilometer hing ein Schild am Baum noch zehn Kilometer und 400 Höhenmeter. Die Herdplatte wurde immer heißer. Der letzte Anstieg sollte noch ein richtiger „Klopper“ werden mit 350 Höhenmeter auf rund 3 Kilometer losem Schotter. Nach sagenhaften 55 Kilometern kam ich dann ins Ziel. Die prozentuale Abweichung will ich erst gar nicht ausrechnen, sonst bekomme ich Bluthochdruck.

Im Zielbereich hatten sich vier Fahrer bereits versammelt, die unabsichtlich abgekürzt haben. Die Diskussionen waren schon erhitzt (Ich verweise hier explizit auf meine geliehene Kochplattentheorie). Und dann kommt der Erste, der ebenfalls unabsichtlich, alles richtig gefahren ist. Der Veranstalter wusste wohl schon um den Fehler und die unausweichliche Lage, aber Lösungen blieb er leider schuldig, bisher zumindest...

Ich beschloss mich als Sieger der Herzen zu fühlen und suchte schnell das Weite, da es kein Preisgeld oder ähnliches gab. Da die Ergebnislisten bis heute (Sonntag 20 Uhr) noch nicht draußen sind, kann ich nichts über das Urteil der Jury sagen. Mal sehen...

Fazit: Meine Form stimmt, die Strecke war schön, die Orga ausbaufähig, um es höflich auszudrücken, Wenn jemand eine schöne Tour fahren will, unbedingt mal hingehen, wenn man halbwegs ambitioniert ist, daheim bleiben.

Einen habe ich noch: Direkt nach dem Start ist uns in der eigentlich gesperrten Straße ein Auto entgegengekommen, nicht ganz ungefährlich meine Herren!!!


Anmerkung von Scotty: Lieber Olli, wir listen Dich für diesen Marathon ganz klar auf Platz 1. Der Rest ist uns erst einmal egal ;-)