BERICHT: 5 Tage auf dem Vigiljoch in Südtirol

Ende August steht ein ungewöhnlich harter Alpencross mit 600 km und fast 20.000 Höhenmetern bevor. Dann darf das Höhen-Trainingslager auch ungewöhnlich sein...
Also mußte ein ungewöhnliches Hotel in ungewöhnlicher Lage her: Das Vigilius Mountain-Resort oberhalb von Meran. Entdeckt habe ich es zufällig vor 3 Jahren als uns ein Alpencross übers Vigiljoch führte.

Nur mit einer kleinen, 1912 erbauten Seilbahn ist dieses Hotel zu erreichen. 2004 vom Südtiroler Stararchitekten und Designer Matteo Thun erbaut, ist das Vigilius perfekt in den Lärchenwald des Vigiljoches integriert.

Sehr eigenwillig und puristisch, fast etwas asiatisch gestaltet - man mag den Stil - oder halt eben nicht. Ich mag ihn sehr. Das gesamte Hotel ist nur mit heimischen, natürlichen Materialien, vorwiegend Holz, Natursteinen und Lehm gebaut. Aus den Leitungen fließt das Quellwasser des Vigiljochs, geheizt wird ausschließlich mit Holzabfällen vom örtlichen Waldbau.

Modernste Fachwerkbauweise aus Holz, raffinierte Beschattungstechnik, Wände aus gestampftem Lehm mit integrierter Heizung und dreifach verglaste Fenster sorgen für einen Energieverbrauch der gerade mal 10% der sonst üblichen Werte beträgt.
Diese ökologische Meisterleistung verbunden mit höchstem Design hat dem Haus, als erstem in Italien, die Auszeichnung "Klima Haus A" eingebracht. Die höchste Auszeichnung die für ökologisches, nachhaltiges Bauen in Europa vergeben wird.

Der Bauplatz ist gut gewählt: weit und breit keine Menschenseele, nur grandiose Natur und grandiose Aussicht auf Latemar und Rosengarten in den Dolomiten. Ideale Kulisse für Biketouren vom Feinsten.

Alleine bleibt man in diesem Teil der Alpen nicht lange wenn man mit dem Bike unterwegs ist. Die Gegend wird fast zwangsläufig bei jedem Alpencross durchfahren. So treffe ich auch am ersten Tag im Ultental gleich drei Bayern, die es heute etwas gemütlicher angehen lassen und den Tunnel ins nächste Tal nehmen wollen. 2500 HM am Vortag haben Spuren hinterlassen. Ein kurzer Plausch und dann "Pfirti".. ich muß weiter.

Die beste Tour der Gegend führt vom Vigilius hinab über den Eggersteig und dann immer Richtung Aschbach (1320 m). Ständig fährt man auf kleinen, teilweise ausgesetzen Pfaden an der Hangkante entlang. Tief unten, den Vinschgau mit den Orten Meran, Töll und Naturns. In der Ferne sieht man Schloß Juval, wo Reinhold Messner gerade seinen Burghof fegt....

Weg Nr. 27 (laut einigen Einheimischen nicht fahrbar...) führt uns von Aschbach bis kurz unterhalb der Naturnser Alm. Bis auf ein ganz kurzer Stück direkt hinter Aschbach ist aber alles fahrbar, sogar ziemlich problemlos. Eine andere Variante zur Naturnser Alm ist der Vinschgau-Radweg von Meran nach Naturns - und dann ganz gemütlich, immer auf der gepflegten Forststrasse bis zum Gipfel.

So hab ich es, einen Tag zuvor, zusammen mit Leo und Helmut, zwei Einheimischen Bikern gemacht. Viel Spaß und nette Gespräche hatten wir bei der Auffahrt. Auf der Naturnser Alm auf 1922 m angekommen, warten Marmorkuchen, Apfelstrudel und Weizenbier auf die Biker.

Von der Alm gehts weiter Richtung Vigiljoch und dann Richtung Hochwart. Dieser Trail ist stellenweise nicht fahrbar, das Schieben lohnt sich aber. Mittlerweile ist man auf 2050m Höhe angekommen und schaut nun genau auf der anderen Seite ins Ultental hinein.

Die äußerst knifflige Abfahrt zur Staffleralm auf 1860m runiert meine Bremsbeläge - und ich muß mitten unter Kühen die Scheibenbremsbeläge wechseln. Das hat die Kuh nun auch noch nicht gesehen. Die Staffleralm ist ein Geheimtip und so bin ich an diesem Tag auch der einzige "Touri" inmitten einiger einheimischen Berg-Wanderer. Dort kommt man nämlich weder mit Auto, Motorrad oder sonst etwas hinauf. Die Versorgung geht nur über eine kleine Material-Seilbahn. Selten also, daß ein Biker dort vorbeikommt - und von oben, so sagt der Wirt, hat er noch nie einen kommen sehen.

Der Abstieg ist schwierig und verblockt - und als der Weg endlich auf der Forstrasse endet bin ich nicht unglücklich darüber. Endlose Serpentinen führen fast 1000 hm hinunter nach St. Pankraz.

Eigentlich ist es jetzt genug - die Instrumente zeigen 70km und 1900hm. Meine Körnerbox blinkt auf Reserve - aber von meinem Hotel trennen mich noch fast 1000hm. Die Seilbahn lockt. Was soll's - beim Alpencross gibt auch keine Seilbahn und so nehme ich die Steigung zum Vigilius in Angriff. Heiß und steil ist es - und oben wartet der Quellwasser Pool im Lärchenwald.


Link: Vigilius-Mountain-Resort
Link: Südtiroler Mountainbike-Portal