Von grüß Gott über servus und grüezi nach ciao – Heckmaier und die Nachtwanderung

Als BIKE AID Mitglied noch nie in den Alpen gewesen, geht das?


Relativ häufig finden sich auf unserer Internetseite Berichte vom Vergnügen das MTB im alpinen Raum zu bewegen. Die Bilder lassen einem immer das Wasser im Mund zusammen laufen. Und diese Faszination hat ja wesentlichen Anteil daran, warum es BIKE AID gibt. Aber ganz sicher waren noch nicht alle von uns mit dem MTB in den Alpen und die heimischen Bikereviere bieten auch unerschöpflich Interessantes zu entdecken. Als Rennrad- bzw. Radrennfahrer muss man erst mal Loslassen lernen, um so was zu erleben. Denn man glaubt so gehe Training „verloren“, man verpasst „wichtige“ Rennen usw. So dachte ich, eine Transalp mache ich erst, wenn ich „alt“ bin und das geht ja schneller als man denkt:-).
 
Zumindest befanden wir uns ohne große Vorbereitung kurzerhand in den Alpen wieder und versuchten unser Glück. Der erste Tag, naja es regnete und hagelte. Während ein Teil unserer Gruppe mutig in Oberstdorf startete, verbrachte der andere Teil den Tag feige im Auto um ein paar Täler und einer Nacht später einzusteigen. Die nächsten Tage sollten wir bei bestem Wetter schiebend und tretend im Gebirge verbringen. Unsere Wegpunkte waren dabei z.B. das Schlapinerjoch, Scalettapass, Chaschaunapaß, Alpisellapass, Passo di Gavia, Passo di Campo und Passo di Tremalzo. Das wir dabei mehrere Länder durchquerten, merkten wir vor allem an den wechselnden Grußworten der Wanderer. Im großen ganzen orientieren wir uns an einer Route, auf der ein gewisser Heckmaier 1989 die erste Alpenüberquerung mit dem MTB gemacht haben will.
 
Diesen Heckmaier haben wir des öfteren bei unserer Tour verflucht. Zwar bescherte er uns geniale Ausblicke und technisch höchst anspruchsvolle Abfahrten, die unvergessliche Momente boten. Aber seit 1989 waren nun schon mehr Leute mit dem MTB in den Alpen und haben bessere Alternativen zum Passo di Campo gefunden. Die Angaben gingen so von 2,5 Stunden bis 4 Stunden schieben. Zu dem bringt es die italienische Mentalität mit sich, dass man hier keine perfekte DAV Beschilderung vorfindet, die der Deutsche zuhause gewohnt ist und ihm in den Alpen das Gefühl bester Orientierung wie im Baumarkt gibt. Spät nachmittags und letztlich mit dem Vorsatz es darauf anzulegen (wir sind ja fit, dachten wir) machten wir uns aufwärts. Ok, der Anstieg war unfahrbar, aber das es oben genau so weiter ging, davon war vorher keine Rede. Also befanden wir uns irgendwann bei Dunkelheit oberhalb eines gewissen Lago d´Arno. Ganz weit hinten am Horizont sahen wir den Talkessel aufsteigen zu schneebedeckten Spitzen. Wo sollte dieser Pass nun drüber gehen? Stunde um Stunde verging, Geröllfelder und abgebrochene Pfade am Hang wurden passiert und der Weg ging weiter und weiter. „Da hinter dem Hang, da geht es sicher drüber“. Das dachten wir etliche male und das wir ersthaft bis zum Horizont gehen mussten sollten wir besser vorher nicht wissen. Die Atmosphäre war auch so schon angespannt genug. „Wer hatte diese sch... Idee da hoch zu gehen?“ Nach 7 Stunden waren wir am hinab krackseln und entdeckten gegen Mitternacht einen hüttenähnlichen Verschlag, perfekt. Von wem und warum das Teil hier stand war uns zwar nicht zu erklären, aber drinnen fanden wir eine unendlich stinkende Matratze und eine Feuerstelle. Mit fünf Jungs versuchten wir ein paar Stunde in einem Bett zu ruhen, während der Qualm des Feuers unser Kleidung und Köpfe einqualmte. Als es langsam hell wurde, setzten wir unseren Abstieg weiter fort, fahrbar war hier leider immer noch nichts. Um 07:30 Uhr befanden wir uns in einer kleinen Bar wieder, wo wir die beste italienische Pasta unseres Lebens bekamen. Als wir danach der Sonne entgegen ins Tal radelten, erinnerte uns nur noch unsere unendlich nach Rauch stinkende Kleidung an die vergangene Nacht. Im Nachhinein konnten wir über dieses Teilstück von anderen Mountainbikern lesen „Über diese Etappe muß man abschließend noch sagen, daß sie mehr für Masochisten gedacht ist.“
 
Der Anstieg zum Tremalzo und die Abfahrt zum Lago di Garda rückten wieder das Fahren in den Vordergrund. Aber wer glaubt, die rund 2.000 Höhenmeter hinunter sind nur noch ein gemütliches Ausklingen der Tour, der wird eines besseren belehrt. Je nach Strecke ist man hier gut 3 Stunden unterwegs und kann technisch sehr anspruchsvolle Trails bewältigen, bevor man durch Rivas Innenstadt flanieren darf.  Hier in Riva sind wohl die meisten Transalp Touren zu Ende. Wir fuhren allerdings am nächsten Tag ein Stück mit dem Zug Richtung Osttirol. Dort konnten wir noch ein paar wunderbare Bike Tage in den Lienzer Dolomiten verbringen. Man muss nicht mit dem MTB in den Alpen gewesen sein aber man verpasst definitiv einmalige Erlebnisse. Das Rennrad mal in die Ecke zu stellen hat sich auf jeden fall gelohnt und muss wiederholt werden. Im Internet, z.B. beim Alpenverein findet man mittlerweile zahlreiche Vorschläge für Alpentouren auch als Download für GPS Geräte. Wer sich vorab etwas damit beschäftigt, kann sich eine Route nach eigenem Geschmack aussuchen, ob alles Fahrbar oder mit abenteuerlicher Nachtwanderung.