Was tun wenn's gekracht hat?

"Die schlimmen Stürze und medizinische Notfälle passieren immer nur den anderen!" Wer das denkt - bitte hier nicht weiterlesen! Gerade gestern hat es leider wieder einen von uns mit schweren Verletzungen erwischt. Dank schneller Hilfe aus der Gruppe und aus der Luft ging alles gut aus!

Leider sprechen Statistik und Erfahrung eine andere Sprache: Häufigkeit, Risiko und Zufälle bestimmen ob und wann es einem beim Biken erwischt.
 
Glücklicherweise sind schwere Verletzungen beim Biken eher die Ausnahme. Insgesamt ist jedoch das Risiko schwerer und tödlicher Verletzungen beim Radfahren und Reiten mehr als 30 x höher als bei anderen Sportarten. Vor allem wegen der Verletzungen an Kopf und Wirbelsäule.

Grundsätzlich sollte man sich auch darüber im klaren sein, daß Radfahren,  speziell das Mountainbiking erhöhte Anforderungen an die körperliche Fitness stellt. Reglmäßige medizinische Check-Up's beim Hausarzt oder einem Sportmediziner halten wir für unverzichtbar. Insbesondere wenn man nach längerer Sportabstinenz oder Krankheit wieder mit dem Training beginnt..

Bitte gestattet mir -aus aktuellem Anlass -  eine Auffrischung dieses unpopulären Themas.

Das Wichtigste zuerst:

Bitte, niemals ohne HELM fahren!
 
Bitte im Verkehr, vor allem im Dunklen niemals ohne WARNWESTE und adäquate Akku-Beleuchtung fahren!

Wenn man als Radfahrer, speziell als Mountainbiker wirklich einmal Hilfe benötigt hat man absseits des Verkehrs und der großen Wege mitunter schlechte Karten:
 
Mitten in der Wildnis kann überall sein!

Aus eigener Erfahrung als Notarzt kann ich bestätigen, daß es anders als bei Unfällen im Straßenverkehr, nicht einfach ist, Unfallopfer in Wald oder unwegsamen Gelände zu versorgen oder zu bergen.

- die Meldung und damit Hilfe kommen oft sehr spät,
- die Anfahrt kann, wenn überhaupt, nur ungenau beschrieben werden,
- die Hauptanfahrtswege sind durch Schranken oder andere Hindernisse versperrt,
- die Positionsangaben der Betroffenen sind oft ungenau
Wir bemühen uns - aus eigener Erfahrung - ein paar Sicherheits-Regeln einzuhalten:
 
  1. Nie ohne Handy auf Tour! (In der Gruppe besser 2 Handys - Einheitliche Nummer für Notrufe 112.
     
  2. Perfekt sind einfache GPS-Geräte oder die neuen GPS-fähigen Handys, damit kann u.a. eine Position zuverlässig durchgegeben werden, so genau, daß Luftrettung möglich wird. Bei GPS-Handys wird bei Anwahl einer Notruf-Nummer die Position automatisch und sehr genau ermittelt.

  3. Nach Möglichkeit nie alleine auf die Trails oder einsame Touren. Falls doch - zuhause Information über Strecke und geplante Fahrzeit hinterlassen

  4. Wenn man abseits von Zivilisation, Handyempfang und Straßen ist sollte man noch defensiver und umsichtiger fahren als sonst. Am besten mindestens zu dritt fahren.

  5. Nicht ohne Erste-Hilfe-Set und Alu-Rettungsdecke auf längere Touren (wiegt alles nur ein paar Gramm, Decke wärmt, kühlt und ist aus der Luft und bei schlechter Sicht gut zu erkennen).

  6. Bei Verletzungen: Erste-Hilfe leisten! Sofort Notarzt verständigen bei:
    - Knochenbrüchen (insbesondere offene),
    - Kopf- oder Gesichtschädel-Verletzungen
    - starken oder spritzenden Blutungen
    - jeder Bewußtlosigkeit oder Desorientierung nach Unfall
    - andauernder Atemnot


  7. Kein Handyempfang? Einer bleibt beim Verletzten, einer holt Hilfe und weist Rettern den Weg. Am besten mindestens zu dritt fahren.

  8. Eine sehr gute Idee, ist das Mitführen einen Notfallpasses  der alle wichtigen Daten für Rettungskräfte zur Verfügung stellt. Auch viele Smartphones haben eine Funktion für Notfälle 
Alles eigentlich Selbstverständlichkieten - aber mit der Zeit wird wohl jeder etwas nachlässig bezüglich seiner Notfall-Kenntnisse.

Wer seine Erste-Hilfe-Kenntnisse online etwas aufrischen will wird beim "Kleinen Lebensretter" des DRK fündig.

Übrigens - nur die wenigsten privaten Unfall- oder Krankenversicherungen zahlen Rettungseinsätze im Gebirge oder Gelände. Bitte erkundigt euch. Der DAV (Deutscher Alpenverein) beispielsweise bietet solche Versicherungen für Freizeitsportler an. Am besten bei der eigenen Versicherung nachfragen.


Happy Trails ohne Unfälle,
wünscht


Eric Haus
Vorstand Bike-Aid e.V.


Link: Der kleine Lebensretter: Knochenbrüche
Link: Der kleine Lebensretter: Bewßtlosigkeit