Schnee, Berge, ab und an Sonne, dazu viel Nebel, Schweiß und Höhenmeter

Aprés Ski und Pistengaudi bis zum abwinken, Snowboard Action im Fun Park.


Das macht der Jugend spaß. Völlig uncool dagegen diese Leute, die im Schneckentempo auf dachlattengroßen Brettern durch die Gegend staksen. Langlauf nennt man das ganze.  
 
Wir wollten auch völlig uncool sein und begaben uns zwecks ernsthaftem Training eine Woche auf fremdes Terrain. Bei feucht kaltem Wetter ist Radfahren nur für mental besonders veranlagte Menschen eine große Freude. Auf Langlaufski dagegen ist dies halb so wild. Und entgegen allen Vorurteilen ist Langlauf eine sehr nette Art sich durch winterliche Landschaften zu bewegen. Wer sich an diesem Wochenende die Biathlon Weltmeisterschaft im Fernsehen anschaut, mag selbst beurteilen wie angesagt und spannend das ganze ist. Gut, Gewehre durften wir leider beim Training nicht mit uns führen, schade.  
 
Unser Quartier bezogen wir in Oberstdorf und konnten so die Umgebung inklusive Kleinwalsertal und Tannheimer Tal erkunden. Im Mittelpunkt unseres Vorhaben stand eine ordentliche Trainingswoche für die Mädels unseres Bundesliga Teams. Die Zeiten in denen die Trainingsphilosophie schlicht aus „je mehr je besser“ und dies in Form von möglichst unbegrenztem „Grundlagenbolzen“ bestand, sind zum Glück vorbei. Es hat sich herumgesprochen, dass Körper und Geist eines Sportlers doch positiv von abwechslungsreichen und ungewohnten Trainingsreizen profitieren. Mit rund 25 Trainingsstunden abseits vom gewohnten Sattel buchten wir ordentlich auf das Konto „Training in Alternativsportarten“, wie es in der Trainingslehre heißt. 
 
Wie man gutes Kraftausdauer Training mit purem Spaß verbindet durften unsere Mädels  am vorletzten Trainingstag probieren. Das Langlauf Training verkürzten wir um eine Stunde um noch etwas Erholung vor der abendlichen Trainingseinheit zu haben. Dann liehen wir uns Schlitten aus. Schlittenfahren als Training für Radfahrer? Man nehme Nils, Exil Saarländer und im Schnellwaschgang vom Radrennfahrer zum Bergmensch mutiert, als Bergführer. Dann geht es bergauf zu Fuß, mitten durch den Schnee in die Dunkelheit und jeder noch einen Schlitten im Gepäck. Unser Ziel war die Grüntenhütte auf 1.477 Meter. Zwar gab es an diesem Abend „Nachtrodeln auf beleuchteter Piste“, aber das war zu einfach für uns. Wir gingen weit abseits auf dunklen Pfaden hinauf und waren bis auf unseren Bergführer völlig orientierungslos. Was das mit Training zu tun hat? Einfach mal probieren, eine gute Alternative zum Treppenlauf. Als wir nach gefühlt einer ganzen Nacht das schwache Licht der Hütte erblickten, waren wir doch alle froh und überrascht, wie viele Menschen sich bei Dunkelheit auf Berge begeben. Die Atmosphäre der Bergmenschen und Hüttenwarte war urgemütlich und am liebsten wären wir über Nacht geblieben. Aber dann hätten wir das eigentliche Highlight verpasst. Eine Querfeldein Schlittenfahrt im Dunkeln. Unser Bergführer, mit Tourenski und asiatischen Flutlicht-Importen bestückt, machte die Vorhut und es folgten 10 Schlitten. Mit Geschrei, Gelache, Stürze, Überschläge und Zusammenstößen bewegte sich die Karawane Talwärts. Am Ende bedeutete dies 35 Minuten Schlittenfahrt am Stück, breit grinsende Gesichter und die Anstrengungen des Aufstiegs waren längst vergessen.  
 
Wer die Gegend um Oberstdorf im nächsten Winter mit Langlaufski erkunden möchte:  Oberstdorf selbst bietet ein umfangreiches Loipennetz aus einfachen und gelegentlich anspruchsollen Strecken. Wer sich richtig verausgaben will, den sei die WM Loipe mit dem Anstieg zum Burgstall und einer „schönen“ Abfahrt ans Herz gelegt. Im Tannheimer Tal gibt es lange Loipen, die aber wenig Höhenmeter bieten. Ideal für Anfänger und Familien. Anstiege und Abfahrten bietet allerdings der Bereich Oberjoch und Unterjoch vorm Tannheimer Tal. Regnet es unten oder ist zu wenig Schnee gibt es im Kleinwalsertal oder in Balderschwang am Riedbergpass höher gelegene Loipen.