BERICHT: Tiefkühltour am Donon.

Aus dem Klassiker-Archiv:
Besser konnte das Wetter nicht sein - zu sechst (Pille, Udo, Achim, Christian, Helmut, Scotty) starten wir bei -3° und strahlendem Sonnenschein zum Donon.

"Hallo Scotty,

der Donon würde mich schon reizen - aber meinst Du das ist bei der Jahreszeit mit einem MTB überhaupt zu schaffen?

Gruß Julian"

...das schreibt Julian im Forum. Jetzt können wir Antwort geben und die lautet: JEIN. Und weitere Biker haben wir auch nicht gesehen ;-)

Normalerweise fahren wir ab Abreschviller über die breiteren Forstwege bis zum Gipfel und trailen dann den GR5 wieder abwärts. Das ging heute leider nicht. Wir wollten nur irgendwie bis zum Gipfel. Die Forstwege waren tief verschneit, also wählen wir die wegen Schnee gesperrte Paßstraße zum Col du Donon auf 727m Höhe.

Schon wenige Kilometer nach dem Start finden wir uns wie erwartet an einer Straßensperre wieder: "Route Barrée" - ab da gehts auf schneebedeckter Fahrbahn weiter. Da gibt es schon einige Spuren von Fahrzeugen und es sieht eigentlich harmlos aus - ist es aber nicht. Man fährt wie auf Treibsand, nur leider sind wir nicht in der heißen Wüste sondern im tiefsten Vogesen-Winter. Dennoch ist die Bikerei auf der einsamen Fahrbahn duch die verzauberte sonnige Winterlandschaft ein ganz besonderes Erlebnis! Von der Quelle der "roten Saar" ist außer einem hilflos eingeschneiten Schild heute nichts zu erkennen...

Nach zweineinhalb Sunden erreichen wir den Col de L' Engin auf 789 m Höhe. Immer schon wollten wir den "Sentier des Bunker" - ein kleines Tunnelsystem unter der Straße hindurch - näher inspizieren. Heute ist der Tag dafür..

Wir haben Lichter dabei und im Tunnel ist es wenigstens windgeschützt. Schon nach wenigen Meter ein Schrei - und Achim verschwindet mit einem Schrei im abschüssigen Tunnelsystem - ausgerutscht auf einer Eisplatte. Der Weg durch den Tunnel lohnt sich - auf der anderen Seite stehen wir plötzlich im unberührten Tiefschnee und am Anfang eines kleines Trails. Den werden wir im Sommer etwas näher unter die Lupe nehmen. Es könnte sich um den Anschluß den GR5 zur anderen Seite des Donon, nach Schirmeck runter, handeln.

Abseits der Paßstraße geht es nun weiter Richtung Gipfel. Das Fahren auf den Waldwegen wird unmöglich. Teilweise mehr als 50cm Schnee, fest verpresst von einem eisigen, schneidenden Wind.

Seit 3 Stunden sind wir draußen und spüren die Finger nicht mehr. Da helfen auch Wärmeakkus und heißer Tee nur für kurze Zeit. Zudem hat der Freilauf von Helmt seinen Geist aufgegeben. Nix geht mehr - er hat einen Starrlauf. Will heißen, daß er auch bergab und im Leerlauf immer mittreten muß. Es sollte aber noch schlimmer kommen.

Die mutigsten Bergsteiger sind die, welche die Grenzen erkennen und auch ganz kurz vor dem Gipfel umdrehen können wenn die Bedingungen widrig oder gefährlich werden. Also entschließen wir uns abzufahren und die letzten Meter zum Gipfel ein andermal zu nehmen. Obwohl das Winterpanorama (hier ein Foto aus 2002) jede Mühe wert ist - der Berg läuft uns nicht weg.

Die Abfahrt über die Paßstraße ist kalt. Sehr kalt. Man kommt nur voran wenn man Tempo macht und die wilden Schlingerbewegungen des Bikes auf der Schneedecke einfach ignoriert. Nach einiger Eingewöhnung klappt das ganz gut. Bremsen ist mit den Eisfingern ohnehin schmerzhaft bis unmöglich.

Helmuts Freilauf macht weiter Ärger, getreu dem Motto: Nach kaputt kommt ganz kaputt. Jetzt läuft der Freilauf plötzlich wieder frei - aber beim ganz normalen Vorwärtstreten!! Schaut dazu mal den kleinen Film: Ritzeltod.

Der arme Helmut muß auf geschlossener Schneedecke mindestens 5km mit seinem Bike laufen. Wenigstens wird ihm dabei wieder warm - und einen kleinen Begleiter bekommt er auch: ein kleiner Hund mit einem Halsband und zwei Antennen am Halsband. Wahrscheinlich wird der kleine Streuner damit per Satellit geortet oder gar zerstört...

Seltsame Dinge gibt es in den Vogesen zu erleben. Uns ist es jetzt egal - wir wollen nach 4 Stunden Tiefkühtruhe nur noch ins warme Auto.

Gruß,

Scotty


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