ALPENCROSS 2008: Classic-Route, Garmisch-Gardasee (423km, 9.615HM ****)
11.08.2008 - 12184 x angesehen (zuletzt am: 21.12.2024 um 18:12)
Höggschde Konnzenndrazion, Männa! ... das war das Motto unseres Alpencross 2008 ;-) Der tolle Bericht stammt von "Dr. Louis Sprenkler" - die Fotos haben wir alle beigesteuert.
Transalp Classic
Von Garmisch an den Gardasee
6 Etappen / 423 km / 9615 hm
Anreise
Anreise nach Garmisch und Check-In im Hotel Leiner, Wildenauerstr. 20. Treffpunkt um 19:00 Uhr zum Begrüßungsdrink und zur Besprechung der Tour. Anschließend gemeinsames Abendessen im Hotel.
Teilnehmer der Gruppe:
Thomas Bäcker (All Mountain Tom, OMT) Krankenpfleger
Thomas Brand (Die Continental-Platte) PDF Software-Entwickler
Bernd Feld (Bernd-Aid) selbständiger Schreiner
Wolfhard Fries (Dr. Louis Sprenkler) Arzt
Eric Haus (Bikipedia) Arzt und Geschäftsmann
Jörg Malz (Canyon-Killer) Axa-Manager
Roland Marti (Lightfood) Schweizer Extremradler
Gernot Knieps (Eifelpower) CC Supermarktleiter aus Mayen
Stefan Koch (Rahmenrausreißer) ?
Armin Mergner (Wado blanco) selbständig, Ironman-Triathlet
Stefan Wahlen (All-Do) Rechtsanwalt aus Karlsruhe
Alexander Wemmer (Ölprinz)
Hans-Werner Wilsberg (Lefty-Prophet) selbständiger Ingenieur
Guide: Manuel W. Decker (Bikehold Sauhund Messner), der Holzverzauberer
Wir treffen uns um 19:00 Uhr in einem Nebenraum des Hotels und trinken ein Glas Sekt. Jeder stellt sich kurz vor (Alter, Wohnort, schon einmal Alpencross ja/nein). Danach 3 Gänge Menu und frühes Schlafen gehen. Ich bin voller Vorfreude auf den morgigen Tag, kann´s kaum noch erwarten.
1. Tag Garmisch-Imst (1480 hm, 65 km)
Wir starten in Garmisch zur ersten Tourenetappe und biken am Fuße der Zugspitze entlang, über den Erbsee hinauf aufs Thörle Hochplateau. Der erste Downhill nach Ehrwald fordert unsere volle Konzentration. Mittagsrast auf dem Dorfplatz von Ehrwald mit Blicken auf Zug- und Sonnenspitze. Über die Seenroute geht's dann hinauf auf den Fernpass. Downhill ins Gurgltal. Vorbei am kristallblauen Fernsteinsee und dem romantischen Fernsteinschloss, gelangen wir in die Ebene. Über einen schönen Waldweg erreichen wir unser Etappenziel Imst (Einleitungstext von Alps-Bike-Tours)
Der Fernpass, auf 1216 m über NN, erstreckt sich zwischen dem Gurgltal und dem oberen Loisachtal. Er bildet den Scheitel riesiger Schuttmassen eines Bergsturzes am Ende der letzten Eiszeit, der den früher nach Süden führenden Talzug versperrte. Bereits unter den Römern und im Mittelalter kam ihm eine hohe Bedeutung als Handelsstraße und schnelle Verbindung nach Süden zu, die erst durch den wirtschaftlichen Abstieg Augsburgs heute wird der Pass hauptsächlich als schnelle Verbindung von München nach Landeck genutzt.
Die Tour startet um 08:30 Uhr im Regen, die Stimmung ist dennoch sehr gut und alle voller Erwartung. Das Leistungsniveau der Gruppe liegt eng beisammen. Ausreißer nach oben ist Armin, der den Alpencross als „Regeneration“ eines Ironman-Wettkampfs in Frankfurt vor ca. 10 Tagen ansieht. Etwas schwer hat es Stefan W. auf Grund seines Kampfgewichts, stellt sich aber im Laufe der Tour als echter Fighter heraus. Manuel erklärt uns, wie wir die Truppe zusammen halte. Der letzte ruft bei der Ankunft immer „durch“, damit man weiß, dass alle da sind. Bernd, unser saarländisches Urgestein, ändert das gleich mal ab in „all do“, was ja auch viel sinnvoller ist. Der Vormittag verläuft ohne besondere Ereignisse und das Wetter bessert sich. Der Eibsee liegt in malerischem Grün in einem Gebirgstal. Von dort nehmen wir die erste längere Steigung in Angriff und Armin zeigt uns wie gut seine Kondition ist. Die Mittagspause findet in Ehrwald statt und wir sitzen in einer schönen Pizzeria bei Sonnenschein auf der Terrasse. Nach der Stärkung radeln wir zunächst in der Ebene, um dann den Fernpass in Angriff zu nehmen. Am Blindsee haut es Thomas B. in einem steilen Singletrail aus der Bahn und er verletzt sich an Armen und Beinen, zum Glück ohne Knochenbruch. Kurz darauf fallen die ersten dicken Tropfen. Leider schätze ich das kommende Unwetter falsch ein, ziehe nur meine Gore-Tex-Jacke an und lasse Hose mit Gamaschen im Rucksack. Die Tropfen steigern sich zu einem infernalischen Gewitter mit kräftigem Hagel und nachfolgend sintflutartigem Regen über 2 Stunden. Mehrmals kippe ich in den kurzen Pausen das Wasser aus meinen Schuhen und wringe meine Socken aus, was nur für wenige Minuten eine Besserung erbringt. Eine kurze Rast gönnen wir uns am Fernpass-Schloss, um dann zügig nach Imst zu fahren. Im Hotel POST erwartet man uns schon. Erst werden die Bikes geduscht und verstaut. Danach betreten wir das Hotel durch einen Hintereingag und werden direkt in den Heizkeller geführt. Kollektives Entkleiden und Aufhängen der nassen Klamotten. Nur mit einem Handtuch bekleidet checken wir dann ein. Schöne große und saubere Zimmer erwarten uns. Eric duscht als erster während ich zunächst die „Kleinteile“ (Ersatzschlauch, Reparaturzeug, Powerbardosen…) aus meiner Tasche lege, um dann an die Kleider zu gelangen. Baue meinen kleinen „Powerbar-Altar“ “ (wie Eric den Aufbau betitelt hat) mit Regenerationspulver und Schüttelbecher auf und lege Schlafanzug, Abendkleider und die Sachen für die morgige Tour bereit. Danach nehmen wir auf der Terasse, geschützt von dem immer noch andauernden Regen bei angenehmen
Temperaturen ein (alkoholfreies) Bier zu uns. Das Abendessen ist reichhaltig und gegen 22:00 Uhr fallen wir müde in die Betten.
2. Tag Imst-Nauders (1495 hm, 75 km)
Vom Hotel radeln wir auf dem Innradweg gemütlich in der Ebene. Der Kreuzweg auf die Kronburg ist die erste steile Herausforderung an diesem Tag. Von hier geht es über herrliche Wege zum Tramser Weiher, dem Badesee oberhalb von Landeck. Schöne Mittagsrast unter den schattigen Kastanien des Biergartens. Weiter geht es auf dem Höhenweg Richtung Fliess. Später dann am Inn entlang über die Via Claudia Augusta nach Pfunds. Ein kleiner Schwenker bringt uns kurz in die Schweiz und wir fahren, bzw. schieben kurz über die wieder aktivierte Altfinstermünzer Brücke (eine alte gedeckte Holzbrücke, einstmals der einzige Zugang hoch auf den Pass) und einen Serpentinenwanderweg hinauf nach Nauders . (Einleitungstext von Alps-Bike-Tours)
Via Claudia
Vor 2000 Jahren erbauten die Römer die einzige kaiserliche Staatsstraße über die Alpen, die Via Claudia. Sie verbindet Donau, Alpen und Adria und führt auf diesem Weg durch das Außenfern und das Tiroler Oberland. Auf Ihr zogen die ersten christlichen Glaubensboten gegen Norden. Einer der bedeutendsten unter Ihnen war der heilige St. Valentin. Im Mittelalter bis In die frühe Neuzeit stellte sie eine der bedeutendsten Nord-Süd-Verbindungen Europas dar, an der sich eine bunte Vielfalt an unterschiedlichen Erlebnissen aneinander reiht
Die Kleider sind im Heizungskeller tatsächlich getrocknet, inklusive der völlig durchnässten Radschuhe. Der Geruch in diesem Keller war schon einzigartig, aber was soll`s, Hauptsache trocken.
Nach dem Frühstück machen wir uns in schwachem Nieselregen für die Abfahrt bereit. Ich bin unschlüssig, ob ich heute mal komplett in Gore-Tex fahre oder wieder auf Risiko gehe und nur die Jacke anziehe. Die Vernunft siegt. Nach dem Anlegen der kompletten Regenmontur reißt der Himmel auf: Sonne. Schnell ziehe ich alles aus und starte „in kurz“. Am ersten Anstieg reißt Jörg die Kette, was uns am Gipfeltreffpunkt eine längere Pause verschafft. Es folgt ein herrlicher Singeltrail ins Tal, der es aber auf Grund der Nässe in sich hat. Es folgt ein Aufstieg über den Kreuzweg an den Fuße der Kronburg bei Zams. Manuel hat diesen Anstieg (und noch viele folgende) als „steilen Sauhund“ betitelt, was ihm am Ende seinen Sptznamen einbrachte. Oben angekommen besichtigen wir beim Warten auf den Rest der Gruppe eine malerische Kapelle. Die Mittagspause findet auf der Terrasse eines tollen Restaurats in Ried statt. Herrlicher Sonnenschein und warme Temperaturen. Als Nachtisch gibt es einen süßen Kaiserschmarren, allerdings mit Käse ? War trotzdem lecker. Weiter geht’s in Richtung Nauders. Von der Alfinstermünz-Brücke sieht man eine historische Brücke im Berg, die zur Via Claudia gehört und vor über 2000 Jahren von den Römern benutzt wurde. Wir schrauben uns steile Serpentinen hoch bist zur Festung Nauders und von dort weiter bis nach Nauders. Einige halten gleich am Radgeschäft, um Ihre Räder für einen Service oder Reparaturen abzugeben, die anderen fahren in das Hotel Central. Wie nach jeder Ankunft Erfrischungsgetränke auf der Terrasse bei wohligen 25°C. Die Zimmer sind groß und sauber, farblich jedoch eine Zumutung: lila Vorhänge zu rosa Teppichboden. Ich wasche schnell ein paar Sachen aus und hänge sie zum Trocknen in die Abendsonne. Den Hauptteil der Wäsche haben wir an der Rezeption zum Waschen abgegeben. Abendessen sehr gut, Preise horrend (alkoholfreies Weizenbier 4,30 Euro). Gegen 22:30 Uhr liegen wir k.o. im Bett.
3. Tag Nauders-Naturns (1559 hm, 80 km)
Entlang der Kompatschwand biken wir über die grüne Grenze nach Italien und hinab zu den Reschenseen. Mit dem prächtigen Ortlermassiv vor Augen geht's hinunter ins warme, regenarme Vinschgau. Mittagspause in Schluderns. Hier schmecken Pasta und Capuccino besonders gut! Nachmittags freuen wir uns über die Waalwege, entdecken immer wieder neue versteckte Trails und biken durch die zahlreichen Apfelplantagen bis nach Naturns. (Einleitungstext von Alps-Bike-Tours)
Waale
Dabei handelt es sich um ein uraltes Bewässerungssystem, das vor vielen Jahren ausgeklügelt worden war, um den Feldern des extrem trockenen Vinschgaus das nötige Nass zukommen zu lassen. Mit einfachsten Mitteln wurden kilometerlange Wassergraben gezogen, um das Wasser der Gletscherbäche den Dörfern zuzuführen. Heute gibt es noch ca. 50 dieser Wasseradern, wo von nur noch einige Wasser führen. Entlang der Waale verlaufen die sogenannten Waalwege. Sie dienten vor allem dazu, dem Waalmeister einen sicheren Weg entlang des Waalewege zu gewährleisten, um eventuelle Verstopfungen beheben zu können.
Am nächsten morgen sucht sich jeder seine Wäsche aus einem riesigen Haufen an der Rezeption. Es gibt überraschender Weise keine „Verluste“, obwohl noch eine zweite Radgruppe ihre Wäsche abgegeben hat. Nach einem ausgiebigen Frühstück nehmen wir den ersten langen Anstieg unter die Räder. Von Naturns geht es von 1300 auf 2100 m Höhe (also 800 Höhenmeter am Stück) über einen unwegsame Schotterstrecke Richtung Italien (in der Höhe am Reschepass vorbei). Der Aufstieg ist mühsam und oben erwartet uns Schneeregen und 5° Kälte.
Nach dem Abdampfen ziehe ich alles an, was in meinem Rucksack ist und hoffe auf baldige Weiterfahrt. Die letzten kommen jedoch erst ca. 20 Minuten nach uns an. Über die grüne Grenze erreichen wir Italien. Die Räder schieben wir ein Stück hoch aufgestellt durch einen alten Panzerwall. Es folgt ein heftiger Singletrail mit einigen großen Stufen. Danach öffnet sich ein herrlicher Blick auf den Reschensee. Dort angekommen bewundern wir den „Kirchturm im Reschensee“. Überbleibsel aus dem Jahre 1949/59, als die Dörfer Graun und Reschen im Obervinschgau zerstört wurden, um den Stausse anzulegen. Der Legende nach war am Ende nicht genug Sprengstoff vorhanden, um auch den Kirchturm zu zerstören. Mit sehr angenehmen und ungeheuer starkem Rückenwind rasen wir weiter. Nach einem kurzen Anstieg folgt eine rasante Abfahrt von Alsago über Ultimo ins Tal.
Ich erreiche 82 km/h, andere sogar mehr als 90 km/h. Manuel erzählt uns, dass der Rekord (mit Rückenwind) bei über 100 km/h liegt. Was jetzt folgt treibt uns den Puls richtig nach oben: Waalwege. Es handelt sich um alte Wege, die zur Bergseite von einem Wassergraben begleitet werden. Hier steuerte der Waalmeister in früheren Jahren die Bewässerung des trockenen Vinschgau, um das Wasser gerecht auf alle Parzellen zu verteilen. Die Wege sind sehr schmal und kurvig, teilweise mit Wurzeln und Steinen durchsetzt. Zum Glück ist es trocken. Ein Fahrfehler hätte fatale Folgen: links der ca. 1 m tiefe, betoniert Graben (ohne Wasser), rechts der Sturz ins Tal. Dennoch macht das Befahren ungeheure Freude und alle passieren die Waalwege ohne Blessuren. Als Belohnung folgt ein Mittagessen in Schluderns wieder einmal auf einer herrlichen Sonnenterrasse (Käsespätzle, danach Kaiserschmarren). Nach einem zähen Aufstieg folgt dann „sportives Radfahren in der Ebene“ (Manuel) des Vinschgaus. Mit Rückenwind und dem leichtem Gefälle erreichen wir mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 37 km/h Naturns. Das erfrischende (alkoholfreie) Weizenbier schmeckt in der Abendsonne herrlich. Dadurch dass wir vom Regen verschont blieben, verlangen unsere Räder auch keine besondere Zuwendung. Ein wenig Staub wischen und ölen reicht vollkommen aus. Nach dem üppigen Abendessen gehe ich schon vor Eric auf das Zimmer, um meinen Regenerationsdrink einzunehmen.
Was dann folgt ist kaum zu glauben:
Im Zimmer angekommen lege ich meine Wolljacke in meine Reisetasche und gehe zu meinem „Powerbar-Altar“. Zu den 300 ml Wasser im Schüttelbecher fülle ich 3 Messlöffel Regenerationspulver (Schoko). Ich greife den Becher, als mich ein plötzlicher Schwächeanfall ereilt. Der Becher entgleitet mir, dreht sich im Flug über meiner Reisetasche (was zu einer völligen Entleerung führt) und landet dann in der Reisetasche auf meiner Wolljacke. Ich bin fassungslos und stehe für einige Sekunden wie angewurzelt da. Dann greife ich meine Wolljacke mit der Schokopfütze und bringe sie ins Bad unter Hinterlassung einer breiten Tropfspur auf dem Teppichboden. Glücklicherweise hat die Jacke fast alles abgehalten und es wurde lediglich noch einen Thermopullover und einige Unterhemden verschmutzt. Ich wasche dann die Jacke aus und versuche den Boden zu reinigen. Dann wird der Thermopullover gewaschen. Ich ärgere mich fast schwarz über soviel Ungeschicklichkeit. Ich wollte schon lange im Bett liegen und schlafen. Jetzt werde ich trotzig und fülle den Becher im Bad erneut, Wasser, Pulver, Deckel drauf. Unter heftigem Schütteln (mit viel Wut im Bauch) vermischen sich die Substanzen…… Peng… plötzlich und unerwartet entleert sich, während ich noch wütend am Schütteln bin, die Luft aus dem Becher und reißt den Deckel auf einer Seite hoch. Der Großteil des Drinks entleert sich explosionsartig im Bad. Alles ist braun gesprenkelt: Dusche, Spiegel, Boden, Waschbecken (mit darin liegender Wäsche, ha ha). Sogar die Toilette und Klobürste hat es erwischt. Ich habe sofort eine Assoziation: das sieht aus wie bei einem schweren Fall von Salmonellenerkrankung und zu spätem Erreichen der Toilette….. Diesmal dauert der Schock einige Sekunden länger. Ich trinke dann erst mal den Rest des Drinks, um mich für die anstehende Putzarbeiten zu stärken. Es dauert einige Zeit, bis ich das Bad wieder in einem halbwegs akzeptablen Zustand habe. Als ich gerade meine Wäsche zum Trocknen auf den Balkon hänge kommt Eric ins Zimmer. Wir lachen noch lange über diese verrückte Geschichte.
Die Verschönerung des Bades hat mir dann am Ende der Reise auch den Spitznamen: Dr. Louis Sprenkler eingebracht
4. Tag Naturns-St.Walburg (2200 hm, 65 km)
Jetzt wird's zapfig! Aufstieg zur Naturnser Alm auf 1950 m Höhe. Mit weiten Blicken präsentiert sich die phantastische Bergwelt der Ortlerausläufer. Nach einem anspruchsvollen Downhill geht es durchs Ultental hinauf nach St. Walburg (Einleitungstext von Alps-Bike-Tours)
Zunächst sanftes Rollen in der Ebene, dann Aufstieg zur Naturnser Alm (1400 Höhenmeter am Stück). Anfänglich auf Asphalt, dann eine trailige Passage mit Schiebestrecken (bis 37% Steigung), danach weiter auf Schotter. Durch die große Hitze ist der Aufstieg sehr anstrengend, aber bei Sonnenschein werden wir auf der Terrasse der Naturnser Alm wieder mit Pasta vom Feinsten belohnt. Nach einer Stunde Regeneration geht es weiter nach oben. Auf den hoch gelegenen Wiesen finden wir sehr zutrauliche Kühe. In Verbindung mit dem Grün der Wiesen, dem strahlenden Blau des Himmels und dem Bergpanorama fühlt man sich in „Heidi`s Welt“ versetzt. Bei dem dann folgenden Singletrail ist wieder volle Konzentration gefragt. Wir erreichen dass Ultental mit St. Walburg und seinem schönen Stausee. Ein Teil der Truppe wird mit dem Bus in den “Weiberhimmel“ gebracht, der andere Tel (auch ich) fahren die 4 km und 400 Höhenmeter mit dem Bike. Auch im Weiberhimmel gibt es köstliches alkoholfreies Radler in der warmen Nachmittagssonne. Das Hotel liegt direkt am Fuße einer Skipiste. Es ist sehr sauber (renovierte Zimmer) und die Zimmer sind sehr groß. Es gibt zu unserer Freude auch einen Wäscheservice. Gutes reichhaltiges Abendessen, Nachtruhe ist um 22:30 Uhr.
5. Tag St. Walburg-Tunenno (1590 hm, 60 km)
Von St. Walburg rollen wir hinauf nach St. Gertraud und bestaunen die über 2000 Jahre alten Lärchen. Dann beginnt die Steigung zum Rabbijoch. Der zunächst leicht ansteigende Wirtschaftsweg wird spätestens ab der Königsalm so steil, dass nur die Stärksten die Steigung drücken können. Nach einer kurzen Schiebepassage gelangen wir zur Haslgruber Hütte und bekommen mit etwas Glück Gamsbraten mit Polenta serviert. Der nun folgende Downhill gehört zu den besten in den Alpen! Nachdem wir talauswärts in Male angekommen sind, genießen wir den ersten italienischen Cappuccino und freuen uns, dass wir - nicht wie vor 2 Jahren die Transalp Challenge - über den Passo Fraine fahren müssen, sondern gemächlich um den Berg, über angelegte Radwege zum Etappenziel Tuenno fahren können . (Einleitungstext von Alps-Bike-Tours)
Die Brenta-Gruppe der Dolomiten ist aufgrund der imposanten Form ihrer Felsnadeln in der ganzen Welt bekannt. Sie erstreckt sich von Norden nach Süden über 40 km von der Brücke in Mostizzolo bis nach Tione und ist durch das Etschtal von den restlichen Dolomiten getrennt. Bei ganz reiner Luft nach einem Gewitter nehmen die Felsen ganz spezielle Färbungen an, die durch die besondere Beschaffenheit des Minerals, aus dem sie bestehen, verursacht werden. Die Brentagruppe ist ein El Dorado für Kletterer und Mountainbiker.
Nach dem Aussortieren der Wäsche nehmen wir ein reichhaltiges frühstück zu uns, um uns für diesen „härtesten“ aller Tage zu stärken. Nach einem schönen Anstieg fahren wir neben St. Nicolo die Trails über die Ultner Höfe. Ein Teil der Gruppe ist auf der Straße nach St. Gertraud geblieben, um sich für den Aufstieg zum Rabbijoch zu schonen. Wir bewundern die 2000 Jahre alten Ultner Lärchen und fahren weiter nach St. Gertraud. Was jetzt kommt ist heavy: erst 6 km mit 400 Höhenmeter (Asphalt), dann 4 km mit 600 Höhenmeter (Schotter). Manuel warnt uns, den Anstieg nicht zu schnell anzugehen, wir beherzigen seinen Rat. Der erste Teil ist dennoch schnell und ohne Probleme bewältigt. Ein Teil der Truppe füllt an einer Hütte die Wasservorräte auf, ich fahre direkt weiter. Das Terrain wird sehr unwegsam, der Schotter des Weges ist lose. Durch die starke Steigung wird es immer schwerer, die Balance zu halten und das Rad nach vorne zu treiben. Der Rucksack zieht mit seinen 7 kg unerbittlich nach hinten. Es herrschen 28°C bei voller Sonne, ich habe das Gefühl auszulaufen. Durch den Helm und den Rucksack fehlen große Teile der Körperoberfläche zur Temperaturregulation. Ich kämpfe bis ans Limit, aber irgendwann auf ca. halber Strecke des steileren Aufstiegs geht dann nichts mehr und ich entscheide mich, ebenso wie die meisten Mitstreiter, mein Bike zu schieben. In flacheren Passagen fahre ich wieder, muss aber wegen des unwegsamen Geländes und des stufigen Untergrunds immer wieder schieben. Wir passieren das Rabbi-Joch auf 2449 m Höhe und fahren dann ein kurzes Stück runter zur Haselgruber Hütte (2425 m). Dort genießen wir bei Windstille und sommerlichen Temperaturen die Mittagspause, außer uns hat es nur noch eine Handvoll Wanderer und 4 Biker zur Hütte verschlagen. Einige von uns halten ein kleines Schläfchen zwischen den Felsen. Der nun folgende Abstieg ist das steilste und steinigste, was ich jemals gefahren bin. Schon nach wenigen 100 Metern schmerzen die Unterarme vom Ziehen der Bremsen. Das Rad ist jedoch fantastisch und federt die Sprünge und Stufen einfach weg. Gegen Ende des Trails kommt mir ein Biker-Pärchen in die Quere und ich muss verlangsamen. In einer Senke federt die Gabel tief ein, der Rucksack schiebt von hinten. Das Rad hat zu wenig Fahrt, um hier noch mal hochzukommen und bleibt einfach stehen. Ich fliege nach vorne über den Lenker und land auf beiden Knien, glücklicherweise auf Wiesenboden. Dennoch tut es ganz schon weh. Ich schlucke sofort 2 Tabletten Diclofenac, um stärkeren Schwellungen vorzubeugen. Am nächsten Treffpunkt kann man wählen: Forstweg oder weiter Trail. Ich entscheide mich natürlich für die Trails (bloß nicht kneifen) und diese passiere ich auch sicher bis in Tal. Das rechte Knie spüre ich beim Treten deutlich, bin aber nicht wirklich behindert. Unterwegs nehmen wir uns eine kleine Auszeit in einem italienischen Eiscafe in Cles, um dann gemütlich nach Tuenno zu rollen. Der Ort ist klein und ziemlich hässlich, das 2* Hotel keiner Beschreibung wert. Dennoch das Zimmer ist groß und sauber. Wir werden sehr freundlich empfangen und nehmen draußen vor dem Hotel in der Abendsonne Platz. Das alkoholfreie Bier schmeckt köstlich. Die Barfrau serviert dazu körbeweise Kartoffelchips. Das Abendessen ist o.K., die Nacht erholsam.
6. Tag Tuenno-Riva del Garda(1790 hm, 85 km)
Tuenno im Val die Sole gelegen, ist vom Apfelanbau bestimmt. Unser Weg führt uns durch saftige Apfelplantagen hinauf in den Wintersportort Andalo. Die Fahrt entlang des Lago di Molveno vor der gigantischen Brenta-Kulisse bringt uns unserem Reiseziel immer näher. Bei schönem Wetter, Picknick nach dem Anstieg hoch nach Ranzo. Von hier sind die Berggiganten der Brenta zum Greifen nah und spiegeln sich im Lago di Molveno. Downhill hinunter zum Lago di Toblino. Am Lago di Cavedine durchfahren wir die Marocche bis nach Arco und nach 8 Kilometern entlang der Sarca heißt es: Gardasee, wir sind da! Nur noch eine Verpflichtung: Das Abschiedsessen im italienischen Landgasthof — einzigartig! Übernachtung in Torbote oder Riva. (Einleitungstext von Alps-Bike-Tours)
Der Gardasee ist der größte See Italiens. Er befindet sich 65 Meter über dem Meeresspiegel und hat eine Gesamtfläche von 389,98 km2. Er erstreckt sich zwischen Riva und Peschiera auf einer Länge von 51,6 km und ist zwischen 3 und 17,2 km breit. Die tiefste Stelle zwischen Muslone und Castelletto dl Brennone ist 346 m tief. Seit Jahrhunderten zieht es Reisende aus nördlichen Gefilden in die Region, obwohl einige Orte bis Mitte des letzten Jahrhunderts ausschließlich mit dem Schiff erreichbar waren. Heute zählt der Gardasee weltweit zu den beliebtesten Reisezielen für Mountainbiker, Windsurfer und Sportkletterer.
Aufbruch zur letzten Etappe. Das Frühstück war das schlechteste auf der gesamten Tour. Weiße pappige Mehlweck, Wurst und Käse zu fett, aber was soll`s. Wir sind in Italien.
Meine Knie schmerzen beim Fahren nicht, sind allerdings etwas druckempfindlich. Ich bin sehr entspannt und erwarte eine lockere Etappe, die Alpen liegen ja hinter uns. Ein folgenschwerer Irrtum! Zunächst abwechslungsreiches auf und ab durch Apfelplantagen, dann eine kurz Rast am Dorfbrunnen in Spormaggiore zum Auffüllen der Wasserflaschen, die bei 28°C und praller Sonne schon leergelutscht sind. Nun geht es noch mal 800 Höhenmeter am Stück bergauf. Glücklicherweise liegt der Weg im Wald, so dass man vor der Sonne geschützt ist, dennoch schwitze ich erheblich. Die Steigung ist zeitweise mörderisch und der Untergrund Kräfte raubend. Jörg ruft „Hurra das war der letzte Anstieg vor dem Gardasee,“ Irrtum! Nach dem Gipfel rollen wir schnell bergab nach Andalo und erreichen nach einem Zwischenanstieg und einer weiteren steilen Abfahrt bei sommerlicher Hitze Molveno. Dieser Ort liegt malerisch an einem grünen Bergsee mit weißen Stränden. Man sieht Tennisplätze und viele Badende, die sich im See erfrischen. Wir stärken uns im Schatten auf der Terrasse einer Pizzeria. Ich gönne mir noch ein riesiges Erdbeereis.
Was dann folgt ist vom Höhenprofil nicht spektakulär aber ungeheuer anstrengend. Ständige kurze aber harte Anstiege, kurze Abfahrten, um dann wieder einen Anstieg zu bewältigen. Jörg ist auch ganz still geworden. Es folgt ein schöner Downhill zum Lago di Toblino. Das Land wird jetzt flacher und das Fahren weniger anstrengend. Eric, Bernd und ich legen in Petramurata noch unsere Bikeaid Teamtrikots an und rollen dann das Feld von hinten auf. Wir bewältigen an einem riesigen Erdrutsch (das Gebiet heißt Marocca), der inzwischen bewaldet ist, noch einige anspruchsvolle Singletrails, um dann über Dro nach Arco zu fahren. Entlang eines mit Oleandern gesäumten Radwegs geht es dann zum Gardasee. Kurzer Zwischenstop an „Mecky`s Bar“, wo Manuel eine Kühlbox abholt.
Wir rollen gemütlich noch 4 km zum Gardasee und erreichen genau zwischen Torbole und Riva das Ufer. Hurra, geschafft!!!! Die Korken knallen, hoch die Gläser. Jeder genießt den kühlen Sekt, der sofort zu Kopf steigt und die Euphorie noch verstärkt. Nach einigen Fotos wird ein obligatorisches Bad im Gardasee genommen. Nach dem Trocknen im warmen Sommerwind rollen wir zurück zu „Mecky`s Bar“. Dort gönne ich mir 2 ½ alkoholfreie Weizenbier, eine Hälfte geht an Eric. Über den Radweg starten wir um 18:00 Uhr zu unserem Hotel in Arco (Hotel Everest). Gutes 3 Sterne Hotel mit Klimaanlage. Zimmer eher klein, aber sauber. Um 19:30 Abmarsch zu unserem Abendrestaurant, einem angeblichen Geheimtip. Nach 15 Minuten Fußweg sind wir da. Am Berg gelegen mit herrlichem Blick in die Berge nehmen wir in einem lauschigen Innenhof Platz. Die Temperaturen liegen noch bei ca. 30°C. Was nun folgt ist einfach herrlich: Aperitivo, Antipasti und ein 4 Gänge Menu vom Feinsten. Dazu Wein ad libidum nachher auch Espresso und Grappa. Das haben wir uns verdient. Für mich ist es der erste Alkohol auf der Tour und ich bin dementsprechend vorsichtig. Nach dem Essen sucht die Gruppe noch für jeden Teilnehmer einen Spitznamen aus, was oft lang anhaltendes Lachen auslöst. Gegen Mitternacht zieht der harte Kern weiter zu einer Bar an der Straße und trinkt dort noch einen Absacker. Um 2:00 Uhr liege ich im Bett.
Abreise
Nachdem die Erlebnisse der letzten Tage noch einmal im Traum vorübergegangen sind, schlafen wir aus, frühstücken und treten die Rückreise nach Garmisch an.
Am nächsten morgen schönes Frühstück, danach Verladen der Bikes und gegen 09:15 Abfahrt nach Garmisch. Etwas trauriger Abschied von Eric, Bernd und Roland, die noch 1 Woche am Gardasee verbringen werden. Nach einer erholsamen (Schlaf reichen) Busfahrt erreichen wir um 15:15 Garmisch. Die Batterie meines T5 ist leider komplett leer. Nach Starthilfe von Gernot und Hans-Werner springt der VW-Bus jedoch an und ich kann problemlos nach Hause fahren. Nach 6 Stunden Fahrt erreiche ich Konz ohne Stau.
Fazit: Eine herrliche Woche voller unvergesslicher Eindrücke. Sehr nette Biker-Truppe mit tollen Teilnehmern. Eine fahrtechnische und konditionelle Herausforderung. Ein perfektes Bike (Liteville 301), das allen Herausforderungen gewachsen war. Sicher nicht der letzte Alpencross.
Link: Hunderte Fotos zum Alpencross 2008
Link: Der Live-Blog zum Alpencross 2008