BERICHT: Alta Rezia - Livigno

Unsere zweite Exkursion nach Alta Rezia, diesmal war das Gebiet um Livigno an der Reihe. Die Entscheidung fast 700km für 2 Tage anzureisen fiel mir in Erinnerung an mein erstes Alta Rezia Abenteuer nicht schwer.
Ich berichtete bereits im Juni über meinen ersten Aufenthalt im Bernina-Gebiet von Alta Rezia. Allegra Tourismus hat BIKE-AID nun eingeladen auch das Gebiet um Livigno zu "verkosten" und über das Ergebnis zu berichten.

Die 4er-Truppe war schnell zusammengestellt: Die drei Liteville-Piloten Christian, Bernd und Eric, zusammen mit Freerider Ingo. Das Wetter wurde auch passend bestellt und hat über das ganze Wochenende gehalten. Nein, der blaue Himmel auf den Fotos ist nicht nachträglich eingefärbt ;-)

1. Tag: Anreise
Schnell und unkompliziert erreichen wir über Strasbourg, Basel, Zürich und die Pässe Julier, Bernina und Forcola unser Ziel: Livigno, 1800m über dem Meer. Einst wurde der Ort wegen seiner abgeschiedenen und im Winter kaum erreichbaren Lage von Napoleon zur zollfreien Zone erklärt. Eine bikefreie Zone wird er wohl nie mehr werden.

An diesem Wochenende findet das Free-Wheel-Bike-Festival statt. Wir nehmen an der Abschlußveranstaltung, der Fiesta del Fuoco teil. Coole Veranstaltung mit Live-Musik am Rande des Livigno Sees. Für einen Pauschalbetrag gibt es Gegrilltes, Polenta und Biker-Bier so viel man essen und trinken mag. Überall ist das Alta Rezia Logo, als Markenzeichen für soliden Bike Tourismus präsent. Sogar auf meiner Bierflasche, wie haben die das nur hinbekommen?

2. Tag: Alpisella-Trela-Runde 45km, 1200hm, Hammer-Trails!
Gut geschlafen in einem der Alta-Rezia-Bike-Hotels. Alle diese Hotels müssen einen gewissen Standard erfüllen. Wäscheservice, Wasch- und Parkmöglichkeit für Bikes, Biker-Frühstück - und man höre und staune, der oder die Inhaber müssen wenigstens einmal im Jahr an einer Bike-Tour mit dem Tourismusverband Alta-Rezia teilnehmen. So soll erreicht werden daß der "Hotelier, versteht was seine Bike-Gäste bewegt".
Alessandro, unser Hotelier und Guide der Scuola-MTB Livigno, kommt denn auch tatsächlich mit auf Tour.

Der Anstieg zum Alpisella-Paß ist anstrengend. 500 Höhenmeter auf grobschotterigen Rampen sind zu bewältigen. Oben ist Heidiland pur. Die Wiesen saftig, der Himmel blau, im Tal der glitzernde Lago di Fraele. Dorthin bringt uns ein flowiger Trail wie man selten einen findet. Der Tag fängt gut an und wir bekommen das Grinsen nicht mehr aus den Gesichtern. Die gleichen Gesichter staunen nicht schlecht als Darco, unser Gastgeber und Guide uns an einer Kapelle erklärt daß es hier eine Madonnen-Statue gibt, die extra für Mountainbiker geweiht wurde um gute Fahrt auf allen Trails zu erbitten. Kein Witz!

Das Mittagessen findet in der Nähe des Sees in einem idyllischen Restoro statt. Auch dieser Laden ist ein Alta-Rezia-Bike-Hotel. Auch hier alles molto bene und Spaghetti Pomodoro.

Der Passo Trela geht noch einmal richtig in die Knochen, besonders der obere Teil der sich lieblich und mit 30% Steigung durch eine Almwiese schlängelt. Das ist allerdings schnell vergessen, denn was jetzt folgt ist ein wirklicher Hammer-Downhill-Trail. Kurven und Wellen wechseln sich ab, als hätte hier ein graduierter Trail-Bauer sein Meisterstück abgeliefert. Technisch unkompliziert aber verdammt schnell bringt der Trail uns zurück zum Livigno See.

Der Tag endet mit einem 4-Gänge-Biker-Menü und einem vorzüglichen Vino-Rosso (Valtellina Superiore) aus der Region. Ein perfekter Bike-Tag, was soll da noch kommen? Ach ja, so nebenbei haben wir an diesem Abend einen Menschen namens Hans Rey von BIKE-AID überzeugt und von einer Mitgliedschaft überzeugen können ;-)

2. Tag: Mottolino-Bikepark
Tja, was soll man nun davon halten? Mit der Seilbahn zum Biken. Beim Treffpunkt an der Mottolino Talstation werde ich eines besseren belehrt. Eine riesiger Verleih-Shop voll mit Kona-Downhill-Maschinen, Protektoren und Fullface-Helmen. Einige von uns decken sich gleich ein und sehen aus wie eine Mischung aus Jedi-Ritter und Mork vom Ork. Jetzt komme ich mir mit meinen Arm- und Beinlingen etwas mickrig vor.

Samt Bikes geht es mit bequemen Zweier-Gondeln auf den Mottolino-Fun-Mountain. Oben erwartet uns erst einmal ein nettes Stück Northshore-Trail, aufgebaut im Flachen. Wellen, Steilkurven, Wippen, alles vorhanden. Zwei, drei Runden machen Lust auf mehr: das rattert so schön und man kann sich ziemlich in die Kurve schmeißen.

Bergab gibt es für jeden Geschmack das Richtige. Heute ist mir nicht nach 17m langen Sprüngen und Drops ;-) Ich wähle also die "Easy Line" und schraube mich durch endlose Steilkurven, Anleger und Hügel ins Tal. Fast 25 Minuten ist man unterwegs - und gleich wieder hoch.

Diesmal geht es unter Führung von Fadri auf einem der zahlreichen Trails bergab. Alleine dafür lohnt sich schon die Bahn. Die Singletrails rund um Livigno suchen ihresgleichen, sowohl was die Länge als auch was die Qualität angeht. Einige wurden sogar extra für Biker angelegt um Seitentäler oder Trails untereinander zu verbinden. Ich kann mich dem Urteil von Hans Rey nur anschließen. Er schreibt auf seiner Website: "This Place is amazing! Livigno has one of the best bike parks in Europe and has an outstanding singletrail network."

Das genau ist es: ein Aderwerk aus Singletrails, einer am anderen, es hört einfach nicht auf! Ich habe an einem einzigen Vormittag in Livigno mehr Singletrails gefahren als auf meinem gesamten diesjährigen Alpencross. Einige der Trails um Livigno wurden zu einem Panoramatrail rund um den Ort kombiniert. Fast 50km am Stück.

Zur besseren Orientierung ist das Gebiet von Alta Rezia komplett kartographiert. Es gibt drei Singletrail-Maps auf denen hunderte Kilometer Trails verzeichnet sind. Die Karten sind sehr gut gemacht, aus wasser- und reißfestem Material. Eben so, wie man sich als Biker eine Karte wünscht. Man spürt die schweizerische Perfektion. Natürlich gibt es das alles auch sehr technisch und zeitgeistig als GPS Daten samt Roadbook. (siehe Link unten)

Insgesamt 4 Mal bemühen wir die Seilbahn an diesem Tag und haben stundenlanges Trail-Vergnügen. Nur unterbrochen durch ein mehrgängiges italienisches Mittagessen.

Was für ein grandioser Aufenthalt in Livigno! Wir haben es echt genossen und können bestätigen: Wo Alta Rezia draufsteht ist Bikevergnügen drin.

Danke! - an unsere Gastgeber, Fadri, Darco, Adele, Andrea und Patricia. Wir versprechen, daß wir zurückkommen, und zwar mit Verstärkung!


Ciao Ragazzi!


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