Januar–Ballon d´Alsace–8 Grad–Alpenpanorama–Rennrad–verrückt?

Wie aus einem Langlauf Trainingslager ein geniales Rennrad Training wurde.


Bis sich Radfahrer auf etwas neues einlassen, braucht es oft etwas länger. Aber bereits letztes Jahr wurde unser Bewegungsdrang, dank der ungewöhnlich langen Schneephasen, so stark ausgebremst, dass wir uns nach einer Alternative umsehen mussten. Ziemlich genau vor einem Jahr machten wir uns daher auf in die Vogesen, um unsere geliebten Räder gegen dünne Bretter zu tauschen. Denn die Mädels unseres Bundesliga Teams brauchen auch im Winter ein ordentliches Training, um im Sommer die Konkurrenz zu fordern. Mit ein paar weiteren Freunden erkundeten wir das für uns neue Terrain Skilanglauf. Wie für Wettkampfsportler üblich, gingen wir gleich ins Extreme und testeten die Teile auf der Alpin-Piste oder Querfeldein. Das die wackligen Teile dafür ungeeignet waren, merkten wir nach zahlreichen Stürzen. Aber dank des Härtetests gaben wir anschließend auf präparierten Loipen gleich ein gutes Bild ab. Vor allem aber hatten wir mächtig Spaß und eine neue Sportart für uns entdeckt.
 
Dieses Jahr begann das Spiel von neuem und es schneite, bis an Radtraining nicht mehr zu denken war. Also auf in die Vogesen! Voller Vorfreude rüsteten wir unseren Materialbestand auf und bildeten uns über Wachstechnik und dergleichen weiter. Aber als der Tag der Anreise nahte, war im Wetterbericht von so komischen Sachen wie Tau- und Frühlingswetter die Rede. Was die Radfahrer seit Wochen herbeisehnten, klang für uns plötzlich wie ein Schreckensszenario. Also neben den Ski doch mal notfalls das Fahrrad ins Auto legen. 
 
Kaum angekommen, konnten wir das Trauerspiel miterleben. Mit größtem Aufwand hielten die Leute der örtlichen Skiclubs einige Loipen in Stand während das Thermometer gut über 10 Grad kletterte. Kurz testeten wir das ganze auch. Auf den letzten Eisschichten flogen wir die Route des Crêtes vom Grand Ballon runter und konnten nur mit hartem Bodenkontakt bremsen. Abends im Fernsehen konnten wir beim Biathlon-Weltcup in Ruhpolding sehen, dass selbst die Profis damit so ihre Probleme hatten. 
 
Notgedrungen entschieden wir uns dann also doch für unsere Räder:-). Wir hatten ein schönes Ferienhaus in Saint Amarin gemietet und damit nur noch wenige Kilometer aus den Bergen in die Rheinebene. Also wie es normal im Januar sein sollte, fuhren wir hinaus aus den Bergen und ließen uns von den Sonnenstrahlen wärmen, um auf flachem Terrain Grundlagentraining zu absolvieren. Es fühlte sich an wie in einem südlichen Trainingslager, nur der Ortsname Basel passte irgendwie nicht. Und wie in Mallorca war der Blick auf die Bergkette unser ständiger Begleiter. Wir konnten förmlich zusehen, wie die weißen Hüte der Berge verschwanden und dies in uns den dringlichen Wunsch weckte, dort hinauf zu müssen. Am nächsten Tag befanden wir uns bei strahlendem Sonnenschein auf dem Weg zum ersten Pass. Im Januar mit dem Rennrad Bergtraining in den Vogesen? Es erschien uns doch etwas absurd, aber vielleicht lag gerade darin der Reiz. Wir tasteten uns langsam ran. Erstmal die kleinen Pässe wie Col d´Oderen oder Col du Bussang. Mit 9km Länge war der Col du Hundsrucken dann schon etwas mutiger, aber auch das ging. Übermütig machten einige dann sogar eine Runde über den Ballon d´Alsace. Als Belohnung gab es einen ungetrübten Blick über die Rheinebene, den Schwarzwald und dahinter die Skyline der Alpen, die dann doch noch schneebedeckt waren. Das Thermometer zeigte auf 1165m unglaubliche 8 Grad an. Aber in so manch schattigem Fleck in der Abfahrt brachte uns Glatteis auf den Boden der Tatsachen zurück und ermahnte uns den nötigen Respekt vor den Bergen. 
 
So kam zwar alles anders als erwartet, aber erneut erlebten wir erlebnisreiche und schöne Tage in den Vogesen. Das wir wieder kommen, steht fest. Egal ob mit Ski, Rennrad, MTB oder?
 
Nachtrag von der Nachhut:  Kaum war der größte Teil unsere Gruppe abgereist begann es zu schneien und die Wintersaison konnte erneut eröffnet werden. Hier ein paar bewegte Bilder, um den daheim gebliebenen und früher abgereisten die Nase lang zu machen und die Vorfreude fürs nächste mal zu wecken....